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DOI: 10.1055/s-0028-1104706
Kopfschmerz und Okulomotorik
Bei mehr als 90% der Patienten mit chronischen Kopfschmerzen liegen eine Migräne oder ein Spannungskopfschmerz vor. Dennoch wird häufig der Augenarzt als erster Facharzt zur Abklärung der Ursache der Beschwerden aufgesucht. Sekundäre Kopfschmerzformen können auch durch Funktionsstörungen der Okulomotorik hervorgerufen werden. Kopfschmerzen, die durch Heterophorien, Heterotropien und Akkommodationsstörungen verursacht werden, äußern sich in typischer Weise als asthenopische Beschwerden. Bei der Diagnostik und Therapie asthenopischer Beschwerden muss berücksichtigt werden, dass ursächlich ein Missverhältnis zwischen Funktionsreserve (z.B. Fusionsbreite, Akkommodationsbreite) und Funktionsanforderung (Heterophoriewinkel, Akkommodationsbedarf) vorliegt. Störungen der Funktion der Augenmuskeln können jedoch auch im Rahmen primärer Kopfschmerzsyndrome oder kranialer Neuralgien auftreten. Beim Cluster-Kopfschmerz ist ein passageres Horner-Syndrom typisch. Auch beim SUNCT-Syndrom können gelegentlich Ptosis und Pupillenfunktionsstörungen auftreten. Beim Raeder-Syndrom geht eine Trigeminusneuralgie mit einem peripheren Horner-Syndrom einher. Das Tolosa-Hunt-Syndrom und die ophthalmoplegische „Migräne“ werden entsprechend der internationalen Kopfschmerzklassifikation den kranialen Neuralgien zugeordnet. Wiederholte Attacken einer ophthalmoplegischen „Migräne“ können zu bleibenden Paresen der Augenmuskeln führen. Auszuschließen sind bei Augenmuskelparesen mit Kopfschmerz immer gemeinsame Grunderkrankungen, wie z.B. intrakranielle Raumforderungen oder arteriovenöse Kurzschlüsse.