Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - R08
DOI: 10.1055/s-0028-1104689

Früherkennung der Glaukome

J Draeger 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Hamburg

Seit Langem besteht kein Zweifel daran, dass der erste Beginn einer Augendrucksteigerung dem erkennbaren typischen morphologischen oder funktionellen Ausfall bei schon fortgeschrittenem Glaukom um 10, häufig sogar um 15 Jahre vorauseilt (Goldmann, 1953; Leydhecker, 1973). Sampaolesi war es, der als erster auf die Störung der Tagesrhythmik des intraokularen Druckes als Frühsymptom hingewiesen hat. Nur auf diese Weise können wir also zu einer wirklichen Früh-Diagnose, gleichzeitig aber auch zu einer verfeinerten Verlaufskontrolle der Glaukome in ihren verschiedenen Verlaufsformen kommen.

Die Erhebung derartiger Tagesdruckkurven (Sampaolesi verlangt 8 Messungen während 24 Stunden) ist nun aber organisatorisch und technisch mit Schwierigkeiten verbunden. Eine klinische Erhebung solcher Kurven ist zu aufwändig, durchaus auch nicht immer präzis genug, zumal dabei häufig die wünschenswerte Messung der Früh- und Spätwerte im Liegen gar nicht möglich ist.

Wir haben deshalb bereits zu Beginn der 80er-Jahre mit der technischen Entwicklung wirklich handlicher, zugleich hochpräziser „Selbsttonometer“ für den Patienten begonnen – zunächst angeregt durch Forschungsprojekte in der bemannten Raumfahrt (Spacelab D1-Mission, Spacelab D2-Mission, Deutsch-Russische MIR-Mission). Der außerordentliche Erfolg dieser Studien hat dann zur Entwicklung eines für den Patienten geeigneten Gerätes geführt, das nun eben die Aufnahme der Sampaolesischen Tageskurven problemlos ermöglicht. Eine technische Fortentwicklung hat dann zum automatischen Arzttonometer geführt, sodass die gleiche hochpräzise Messtechnik auch dem Untersucher zugutekommen kann.

Weiterentwicklungen zur gleichzeitigen Messung der intraokularen Oszillationsdrücke, damit zur direkten Messung des „Perfusionsdrucks“, der entscheidenden Größe für die zuverlässige Versorgung des neuronalen Systems sind im Gange.