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Durch den Einsatz von lokalem und systemischem Acyclovir hat die Herpeskeratitis in den letzten Jahren ihren Schrecken verloren. Diagnostisch entscheidend sind die Einseitigkeit, die reduzierte Hornhautsensibilität, die geringen Schmerzen, der geringe Bindehautbefund und das initial fehlende Hypopyon bei Keratouveitis.
Im Detail hängt die Therapie von den unterschiedlichen Ausprägungsformen der Herpeskeratitis ab: (1) Die epitheliale Keratitis (der typische Dendrit) wird mit Acyclovir AS oder TFT AT ohne Einsatz von lokalen Steroiden behandelt. Eine Abrasio corneae ist typischerweise nicht nötig. (2) Bei der disziformen Keratitis („Endotheliitis“) sind neben lokalem und systemischem Acyclovir auch oral und systemisch Steroide für den Therapieerfolg unerlässlich. Eine zusätzliche herpetische „Trabekulitis“ mit sekundärer okulärer Hypertension wird medikamentös antiglaukomatös behandelt. Prostaglandinanaloga sind hierbei kontraindiziert. (3) Die ulzerierende nekrotisierende stromale Keratitis („Ulkus“) wird mit Acyclovir und Antibiotika behandelt. Auf Steroide wird zumindest initial verzichtet. Bei persistierendem Epithedefekt hat sich hierbei die Amnionmembrantransplantation (bevorzugt wird die „Sandwich“-Technik=ein- oder mehrlagiger „Graft“ + „Patch“) als sehr erfolgreich erwiesen. (4) Die sog. metaherpetische Keratitis bedarf analog der neurotrophen Keratopathie bevorzugt pflegender Therapie. Sollten hyaluronsäurehaltige Präparate nicht ausreichen, wäre an die lokale Applikation von autologen Serum AT zu denken. Die chirurgische Therapie der Wahl herpetischer Narben ist die perforierende Keratoplastik, weil das Virus nicht nur im Ganglion Gasseri, sondern auch im kornealen Endothel persistieren kann. Bei lamellärer oder ipsilateraler autologer Rotationskeratoplastik ist daher die Rezidivgefahr deutlich größer. Zur Rezidivprophylaxe nach perforierender Keratoplastik hat sich die Applikation vom Acyclovir AS zur Nacht und die systemische Gabe von 2×400mg Acyclovir für mindestens 1 Jahr bewährt. Steroide sollten nie ohne Acyclovirschutz gegeben werden. Analog werden Immunreaktionen nach Keratoplastik, die oft in der Praxis nicht sicher von einem Herpesrezidiv („Präzipitate nicht auf das Transplantat beschränkt“) unterschieden werden können, grundsätzlich kombiniert (Acyclovir + Steroide) behandelt. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die herpetische Keratitis heute gut behandelt werden kann, wenn man die verschiedenen Ausprägungsformen dieser Krankheit kennt und das Therapieschema bewusst darauf abstimmt.