Thorac Cardiovasc Surg 1960; 8(3): 271-283
DOI: 10.1055/s-0028-1101305
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Die tiefe Hypothermie mit extrakorporalem Kreislauf in der offenen Herzchirurgie

Viking Olov Björk
  • Thoraxchirurgischen Universitätsklinik Uppsala (Direktor: Med. Dr. V. O. Björk)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

Die tiefe Hypothermie kann als Alternative zur Herz-Lungen-Maschine mit Oxygenator verwendet werden. Es ist eine biologische Tatsache, daß man die Temperatur eines erwachsenen Menschen bis 7œ° Celsius im Oesophagus senken kann. Dabei gelingt es, den Kreislauf mit Sicherheit über einen Zeitraum von mindestens 47œ Minuten stillzulegen. In der kardio-vaskulären Chirurgie wird es immer Fälle geben, bei denen diese Technik die einzig mögliche ist. —

Zu den Nachteilen der Methode gehört deren zeitliche Begrenzung. Liegt ein Herzfehler vor, dessen Korrektur lange Zeit in Anspruch nimmt, so muß man die Eingangsstelle am Herzen vorübergehend schließen und die Perfusion zum Beispiel über Œ Stunde fortsetzen, um das Herz hernach von neuem durch Abklemmung der Zu- und Ausflußbahnen aus dem Kreislauf auszuschalten, das heißt durch mechanische oder anoxische Cardioplegie stillegen. Ein derartiges Verfahren ist aber unpraktisch. Nachteilig wirkt sich im übrigen vor allem der vermehrte Zeitaufwand bei Ausführung dieser fraktionierten Technik aus. Der Zeitverlust fällt weg, wenn der Oxygenator eingeschaltet wird.

Ein dritter Nachteil ist die Gefahr des Hirnschadens, wenn die tiefe Hypothermie bei Kindern zur Anwendung kommt. Aus diesem Grunde betrachte ich die tiefe Hypothermie bei Kindern als absolut kontraindiziert.

Nach Versuchen, den Zeitraum des Herzstillstandes ohne konsekutive Schädigung zu verlängern, haben wir die oben beschriebene Perfusionsmethode ausgearbeitet. Wir müssen sie als die bisher geeignetste in der Chirurgie der Aortaklappen betrachten. Dank ihrer Anwendung ist es uns gelungen, in dem oben erwähnten Fall einer Aortainsuffizienz das Herz über ganze 1œ Stunden bei einer Oesophagustemperatur von 12,8° Celsius stillzulegen und durch Abklemmung aus dem Kreislauf auszuschalten. Die Patientin überlebte den Eingriff ohne jeden Schaden mit Restitutio ad integrum.

Demgegenüber halte ich es nicht für richtig, die tiefe Hypothermie als Methode der Wahl für die Behandlung der meisten übrigen angeborenen oder erworbenen Herzfehler zu empfehlen. Diese werden erfahrungsgemäß besser in Normothermie unter Anwendung der Herz-Lungen-Maschine ausgeführt. Gegebenenfalls ist die lokale Hypothermie des Herzens mit Eispackung nach Acethylcholin-Cardioplegie oder die isolierte Coronarperfusion mit kaltem Blut indiziert.