Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - V37
DOI: 10.1055/s-0028-1096412

Kortikale Gesichtsfeldrepräsentationen bei Albinismus-Patienten, Abnormalitäten jenseits des primären visuellen Kortex

B Wolynski 1, M Kanowski 1, MB Hoffmann 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Magdeburg

Hintergrund: Bei Albinismus-Betroffenen projiziert ein Teil der temporalen Netzhaut irregulär zur kontralateralen Hemisphäre [1]. Folglich erhält der primäre visuelle Kortex (V1) auch Informationen über das ipsilaterale visuelle Halbfeld. Mit funktioneller Kernspintomograhie wurde untersucht, ob sich die abnormale Repräsentation auch in höher liegenden Arealen bis hin zum motorischen Kortex widerspiegelt. Methoden: 14 Albinismus-Patienten und 14 Kontrollprobanden führten eine visuomotorische Aufgabe im 3 Tesla Kernspintomografen durch: Während monokularer Fixation (OS) eines zentralen Punktes wurde ein Quadrat aus 30 grauen Distraktoren (6,5°×6,5°; Zentrum 5,5° vom Fixationspunkt entfernt) zusammen mit einem farbigen Ziel (rot oder blau) für 250ms entweder im linken oder im rechten visuellen Halbfeld präsentiert. Nach einer Pause sollten die Probanden entsprechend der Farbe und Position des vorher präsentierten Zieles mit einem Knopfdruck mit entweder dem linken oder dem rechten Daumen antworten. Ergebnisse: Bei 7 Albinismus-Patienten konnte eine starke abnormale Repräsentation in V1 nachgewiesen werden. Diese Abnormalität ist ebenso in höher liegenden Arealen wie MT und in Arealen des intraparietalen Sulcus evident. Im Gegensatz dazu wurde jedoch keine Lateralisierungsabnormalität im Motorkortex nachgewiesen. Die hohe Trefferquote der Patienten 95,9% (Kontrollprobanden: 95,6%) deutet ebenfalls darauf hin, dass die Abnormalität keinen Einfluss auf die Motorantwort hat. Schlussfolgerung: Liegt ein abnormaler Eingang in V1 vor, so wurden für den parietalen, aber nicht für den motorischen Kortex Repräsentationsabnormalitäten nachgewiesen. Dies lässt vermuten, dass der Repräsentationsfehler bei der Weiterleitung der visuellen Information zum parietalen Kortex nicht korrigiert wird. Literatur: [1] Guillery (1986) Trends Neurosci 9:364–71