Pharmacopsychiatry 1979; 12(4): 313-320
DOI: 10.1055/s-0028-1094626
Originalarbeiten

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Eine vergleichende Untersuchung der beiden Antidepressiva Viloxazin und Imipramin

A Comparative Study of Viloxazine and ImipramineL.  Floru, J. Tegeler
  • Rheinische Landesklinik – Psychiatrische Klinik der Universität Düsseldorf, (Leitender Arzt: Prof. Dr. med. K. Heinrich)
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Publication Date:
20 January 2009 (online)

Zusammenfassung

In einer Doppelblindstudie wurden die therapeutische Wirksamkeit und die Verträglichkeit der beiden Antidepressiva Viloxazin und Imipramin untereinander verglichen. Es wurden 50 Patientinnen, in der Mehrzahl Involutionsdepressionen und unipolare endogene Depressionen, in die 28tägige Untersuchung aufgenommen. In den ersten 7 Untersuchungstagen wurden entweder 3 × 50 mg Viloxazin oder 3 × 25 mg Imipramin verabreicht, danach wurde die Dosis verdoppelt. Der psychopathologische und der somatische Befund wurden auf den AMP-Belegen 3 und 4 dokumentiert, außerdem wurde den Patientinnen die Depressivitätsskala von Janke und Dietsch zur Selbstbeurteilung ihrer Befindlichkeit vorgelegt. Für 15 psychopathologische Zielsymptome depressiver Symptomatik wurden die Besserungsraten am Ende der 1. bis 4. Behandlungswoche bestimmt. Auch die Nebenwirkungen wurden einzeln mit dem χ2-Test bewertet.

Die AMP-Syndrome Gehemmt-depressives Syndrom, Somatisch-depressives Syndrom, Apathisches Syndrom und Hypochondrisches Syndrom und die 7 Faktoren der Depressivitäts-Selbstbeurteilungsskala wurden varianzanalytisch auf Präparatedifferenzen geprüft.

In der Imipramin-Gruppe lag die Zahl der Verschlechterungen signifikant höher. Es handelte sich dabei in der Mehrzahl um delirante Verwirrtheitszustände. Während Viloxazin schon am 5.–8. Behandlungstag einen stimmungsaufhellenden und antriebssteigernden Effekt zu zeigen schien, traf dies für Imipramin eher am 8.–10. Behandlungstag zu.

Beide Antidepressiva hatten keinen sedierenden Effekt. Für die genannten Syndrome des AMP-Systems und für die Faktoren der Depressivitäts-Selbstbeurteilungsskala ließen sich keine signifikanten Präparatdifferenzen feststellen.

Anticholinerge Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Schwitzen, feinschlägiger Tremor und Herzsensationen wurden in der Imipramin-Gruppe signifikant häufiger geklagt. Übelkeit und Brechreiz traten in beiden Gruppengleich häufig auf. In den EKG-Ableitungen der mit Imipramin behandelten Patientinnen wurden häufiger AV-Überleitungsstörungen registriert. Im Wirkungsprofil von Viloxazin und Imipramin dominieren die stimmungsaufhellende und antriebssteigernde Komponente. Auf Grund der äußerst geringen anticholinergen Nebenwirkungen, der fehlenden Blutdrucksenkung und geringen Kardiotoxizität ist Viloxazin vor allem auch für ältere Patienten indiziert.

Summary

In a double-blind study the drug profile and sideeffects of viloxazine and imipramine were compared. – 50 female patients with involutional or endogenous depressions were included in the trial. During the first 7 days of treatment the patients received 50 mg viloxazine t.i.d. or 25 mg imipramine t.i.d. During the following 3 weeks the dosis was doubled. The psychopathological and somatic state were evaluated by means of the AMP-system. Furthermore a self-rating scale for depression (Janke and Dietsch) was used. The improvement rates of 15 target-symptoms of depression were evaluated, for the side-effects the χ2-test was used. – An analysis of variance was An analysis of variance was carried out for the 4 AMP syndroms of depression and for 7 factors of the self-rating-scale. In the imipraminegroup the rate of dropouts was significantly higher duo to confusional states. Viloxazine seems to have a more rapid onset of action than imipramine (5–8th day versus 8–10th day of treatment). The analysis of variance of AMP syndroms of depression and factors of the self-rating scale did not reveal any significant differences between the two drugs.

Both drugs did not produce sedation.

Anticholinergic side-effects such as dryness of the mouth, disturbances of accommodation, sweating, tremor and unpleassant heart sensations were less pronounced and less frequent with viloxazine. There was no difference for nausea and vomiting in the two drug regimes. Thus the drug profiles of viloxazine and imipramine were quite similar. The low incidence of anticholinergic effects, of blood pressure decrease and ECG abnormalities makes viloxazine particularly useful in the treatment of elderly people or in patients who are especially prone to side-effects.

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