Pharmacopsychiatry 1971; 4(4): 216-227
DOI: 10.1055/s-0028-1094315
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Über die Ergebnisse verschiedener somatischer Therapieverfahren bei Schizophrenen

K. Heinrich, J. H. Kretschmar, Chr. Kretschmar
  • Pfälzische Nervenklinik, Landeck
  • Neuro-Psychiatrische Universitätsklinik Mainz
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Publication Date:
21 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Anhand der zwischen 1948 und 1965 erhobenen klinischen Befunde von 665 paranoid-halluzinatorischen Schizophrenen, die zur stationären Behandlung in die Neuro-Psychiatrische Universitätsklinik Mainz aufgenommen worden waren, wurden die Ergebnisse der in dieser Zeit angewandten verschiedenen antipsychotischen Therapieverfahren verglichen. Es wurden fünf Therapiegruppen (elektrische Heilkrampfbehandlung [EKB]; EKB und Neuroleptika; Neuroleptika; Insulinkomatherapie, Insulin und EKB, Insulin und Neuroleptika; andere Verfahren und Kombinationen) gebildet. Das Altersgruppenmaximum der in die Studie einbezogenen Patienten lag bei 30–39 Jahren, bei einer Paralleluntersuchung an 774 endogenen Depressiven wurde ein Altersgruppenmaximum zwischen 50 und 59 Jahren festgestellt. Das Maximum der klinischen Verweildauer der schizophrenen Kranken betrug 30 bis 59 Tage, in der erwähnten Untersuchung endogen depressiver Kranker überwog ebenfalls die Verweildauer zwischen 30 und 59 Tagen. Die Vollremissionsquote belief sich auf 40,3 % der stationär therapierten Schizophrenen. Bei der Aufschlüsselung der Ergebnisse der einzelnen Behandlungsverfahren war zu konstatieren, daß die Zahl der unter neuroleptischer Therapie beobachteten Vollremissionen (47,9 %) höher war, als es den statistischen Erwartungswerten entsprach. Umgekehrt waren bei der Neurolepsie die ungünstigen Behandlungsausgänge seltener, als statistisch zu erwarten war (10,3 %). Bei der Krampftherapie war in 37,7 % der Fälle eine Vollremission nachzuweisen. Hinsichtlich der Verweildauer in der Klinik ergab sich keine Unterlegenheit der neuroleptischen Therapieform gegenüber den älteren Behandlungsverfahren. Sowohl bei der Krampfbehandlung als auch bei der Neurolepsie wurde der überwiegende Anteil der Patienten weniger als 60 Tage klinisch therapiert. Eine besondere Häufung langfristiger Verläufe fand sich in der Gruppe der mit Insulin behandelten Kranken. Insgesamt erwies sich die neuroleptische Therapie hinsichtlich der Remissionsquantität und -qualität unter statistischen Gesichtspunkten (χ2-Test) im Vergleich zu den älteren antipsychotischen Behandlungsverfahren als überlegen.

Summary

The results of different methods of antipsychotic therapy were compared in 665 schizophrenics. The patients had been admitted to hospital in the years 1948–1965. Schizophrenics of 30–39 years represented the greatest age group. In a parallel study on 774 endogenous depressives we found an age group maximum of 50–59 years. In the most numerous group of patients clinical treatment took 30–59 days. The global rate of remissions in the schizophrenics was 40,3 %. Neuroleptic therapy was followed by complete remission in 47,9 % of cases which was more than statistical expectation. Patients with ECT had complete remissions in 37,7 %. Neurolepsy was not inferior to the elder therapeutic methods on behalf of the time necessary for clinical treatment. The superiority of the therapy with neuroleptics in quantity and quality of remissions was statistically significant compared to the results of elder methods of somatic treatment.

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