Pharmacopsychiatry 1968; 1(4): 303-312
DOI: 10.1055/s-0028-1094228
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Psychopharmakologische Probleme beim Doping

M. Steinbach
  • Sportmedizinische Abteilung des Staatlichen Hochschulinstituts für Leibeserziehung in Mainz
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Publication Date:
20 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter den Psychopharmaka finden besonders Energetika und Ataraktika als Dopingmittel Verwendung. Vor allem die Psychostimulantien, wie die Energetika auch bezeichnet werden, unterdrücken die zum Schutze des Organismus vor einer Energieverausgabung erforderlichen Ermüdungssymptome und führen ohne Vorboten zum bedrohlichen Erschöpfungszustand. Wichtigste Vertreter dieser Gruppe sind in diesem Zusammenhange das Koffein und die Amphetamine. Ataraktika oder minor Tranquilizer sind in den verwendeten Dosierungen ungefährlicher, dafür aber auch in der Wirkung unbestimmter. Sie können die Reaktionszeit etwas verbessern und übermäßige Vorstarterregung in günstiger Weise dämpfen, andererseits sind sie aber auch in der Lage, die für gute Wettkampfergebnisse notwendigen Spannungszustände unvorteilhaft abzuschwächen.

Wie allen Dopingmitteln, so ist auch den besprochenen Psychopharmaka eigen, daß sie sich nur in bestimmten Teilbereichen der Leistungsfähigkeit günstig auswirken, während andere Funktionen mehr oder weniger nachteilig beeinflußt werden. Ein einseitig nur leistungsförderndes Doping scheint es gar nicht zu geben.

Das Doping mit Psychopharmaka ist dort erfolgversprechend, wo es den Sportlern an einer ausreichenden Leistungsmotivation mangelt. Wegen der nur schwer abzuschätzenden vegetativen Ausgangslage wird eine optimale Dosierung der meist sympathikomimetisch wirkenden Energetika relativ selten erreicht. Nur zu leicht stellt sich eine ausgleichende “Paradoxreaktion” (Selbach) mit Absinken der Leistungsbereitschaft ein. Man darf mit einigem Recht annehmen, daß ein Leistungsabfall unter Medikamentenanwendung zumindest ebenso häufig vorkommt wie eine Leistungssteigerung. Gesunde, in guter Kondition befindliche und psychisch ausgeglichene Sportler sind nach praktischer und experimenteller Erfahrung durch Doping kaum zu verbessern.

Es konnte gezeigt werden, daß die gesundheitliche Gefährdung durch Doping so groß ist, daß es vom ärztlichen Standpunkt aus keine andere Möglichkeit gibt, als streng dagegen vorzugehen. Die Ablehnung des Doping aus ethischen Gründen geht unter anderem von der Menschenwürde und von der Chancengleichheit der Konkurrenten aus.

Im Mittelpunkt unserer derzeitigen Maßnahmen gegen das Doping stehen neben einer umfassenden Aufklärung stichprobenartige Untersuchungen der Sportler und Urinanalysen vor oder nach bedeutsamen Sportveranstaltungen.

Der Nachweis der Dopingsubstanzen wird in der Regel mit einer der bekannten chromatographischen Methoden (z. B. Papier- oder Dünnschichtchromatographie) vorgenommen. Problematisch wird es in Zukunft., wenn es gilt, langfristig konditionierende Substanzen vom Typ der Anabolika (Steinbach) zu beurteilen oder gar nachzuweisen.

Summary

Among psychopharmacological drugs particularly the stimulants and ataractics are used for doping. Especially the psychic stimulants suppress the Symptoms of fatigue necessary for the protection of the organism against total expenditure of energy and lead without warning to a critical condition of exhaustion. The most important representatives of this group are caffeine and the amphetamines. Ataractics or minor tranquilizers are less dangerous in the usual dosages, but their effect is less specific. They can improve reaction-time somewhat and reduce excessive pre-start tension in a positive way; on the other hand they can also weaken disadvantageously the condition of tension necessary for good competitive performance.

As with all doping agents, it is also a characteristic of psychopharmacological drugs to have a positive effect only in particular areas of capacity, while other functions arer more or less negatively influenced. Doping which exclusively stimulates Performance does not seem to exist at all.

Doping with psychopharmacological drugs promises success where an athlete lacks adequate Performance motivation. Because of the difficulty of estimating the vegetative condition, an optimal dosage of the usually sympathicomimetic stimulants is achieved relatively seldom. Only too easily, a “paradox reaction” (Selbach) occurs, with a reduction of Performance readiness. One may justly assume that a decrease in Performance occurs at least as often with medication as an increase in Performance. The Performance of healthy athletes in good condition and psychologically balanced can hardly be improved, according to practical and experimental experience.

It could be shown that the threat of doping to health is so great that from the medical standpoint there is no alternative to strong Opposition to it. The rejection of doping for ethical reasons depends among other things on the dignity of man and equality of opportunity among competitors.

Of our present measures against doping, the emphasis is on education and random examination of athletes as well as on urine analyses before or after significant sport events.

Testing for doping agents is usually done with one of the familiar chromatography methods (for example, paper or thin layer chromatography). It will be problematic in the future if long-term conditioning substances of the anabolic type (Steinbach) are to be evaluated or even detected.

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