Z Gastroenterol 2008; 46 - P324
DOI: 10.1055/s-0028-1089699

Prognostische Relevanz der Klasse I Histondeazetylasen beim Magenkarzinom

W Weichert 1, A Röske 1, V Gekeler 2, T Beckers 3, MPA Ebert 4, M Pross 5, M Dietel 1, C Denkert 6, C Röcken 7
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Pathologie, Berlin, Germany
  • 2Nycomed GmbH, Konstanz, Germany
  • 3Oncotest GmbH, Freiburg, Germany
  • 4Technische Universität München, München, Germany
  • 5Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Zentrum für Chirurgie, Magdeburg, Germany
  • 6Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • 7Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Pathologie, Berlin, Germany

Fragestellung: Die posttranslationelle Modifikation der Histone durch Histonazetyltransferasen und Histondeazetylasen (HDACs) verändert die Konformation der Nukleosomen von nichtneoplastischen und neoplastischen Zellen gleichermaßen. Durch die aberrante Aktivierung von HDACs in Tumorzellen wird die transkriptionelle Repression zahlreicher Gene beeinflusst, die u.a. wichtige zellphysiologische und tumorbiologisch relevante Prozesse steuern. In der vorliegenden Studie untersuchten wir die prognostische Relevanz der Klasse I HDACs für das Magenkarzinom.

Material und Methoden: Die Expression der Klasse I HDACs 1, 2 und 3 wurde immunhistologisch an zwei Kohorten von 143 (Trainingskohorte) und 150 (Validierungskohorte) Magenkarzinompatienten untersucht. Die Expressionsmuster wurden mit den klinisch-pathologischen Parametern Alter, Geschlecht, Tumortyp nach Laurén und Tumordifferenzierung, T-, N-, M-Kategorie sowie dem Patientenüberleben verglichen.

Ergebnisse: 52 (36.3%, Trainingskohorte) und 32 (21.3%, Validierungskohorte) der untersuchten Magenkarzinome wiesen eine nukleäre Expression aller drei HDAC-Isoformen auf. 60 (42%) und 65 (43.4%) exprimierten nur ein oder zwei Isoformen, wohingegen in 31 (21.7%) und 53 (35.3%) Fällen keine der drei Isoformen nachgewiesen werden konnte. Bei Vorliegen von Lymphknotenmetastasen war das gHDAC in beiden Kohorten signifikant höher (p=0.0175 und p=0.0242). Die multivariaten Analysen zeigten, dass eine starke gHDAC- und HDAC2-Expression sowohl in der Trainingskohorte (gHDAC: hazard ratio (HR)=4.2 und 95% Konfidenzinterval (CI) [1.2–14.0], p=0.0250; HDAC2: HR=3.6 [1.4–9.4], p=0.0100) als auch in der Validierungskohorte (gHDAC: HR=2.2 [1.2–4.0], p=0.0433, HDAC2: HR=1.7 [1.1–2.7], p=0.0225) mit einem signifikant kürzeren Patientenüberleben verknüpft war.

Zusammenfassung: Eine starke HDAC-Expression korreliert mit dem Nodalstatus des Magenkarzinoms und ist ein unabhängiger prognostischer Marker. Magenkarzinompatienten profitieren möglicherweise von einer Behandlung mit HDAC-Inhibitoren. Dabei müssen zukünftige prospektive Studien prüfen, ob der immunhistologische Nachweis einer pathologischen HDAC-Expression für die Lenkung der Therapie im Sinne einer Patientenindividualisierten Therapie geeignet ist.