Zwangserkrankungen in der Schwangerschaft stellen für die Betroffenen eine extreme
Belastung dar. Meist sind diese unvernünftigen, unerwünschten und sich aufdrängenden
Gedanken mit starken Schuldgefühlen und Versagensängsten verbunden. Zum Beispiel kommt
es zu Befürchtungen, sich in der Schwangerschaft zu kontaminieren oder dem Kind nach
der Entbindung etwas anzutun. Auch Befürchtungen wie z.B. selbst kontaminiert zu werden
oder andere zu kontaminieren, können auftreten. Entsprechende Zwangshandlungen zur
Neutralisierung dieser Gedanken werden rasch entwickelt, so dass Betroffene häufig
ein komplexes Störungsbild entwickeln, durch das sie in ihrem Alltagsleben stark einschränkt
sind. Leider gibt es über die psychotherapeutische Behandlung in der Schwangerschaft
kaum Untersuchungen. Mögliche negative Auswirkungen während einer Expositionsbehandlungen
werden in der Ausschüttung von Stresshormonen gesehen, die sich ungünstig auf die
fetale Entwicklung auswirken, oder sogar zu frühzeitigen Wehen oder Frühgeburten führen
könnten. Ebenso unklar bleiben jedoch die Auswirkungen auf die Schwangerschaft, wenn
eine solche Störung unbehandelt bleibt und dadurch ein wachsender Leidensdruck entsteht.
Anhand von zwei Fallbeispielen wird die Möglichkeit von kognitiver Verhaltenstherapie
mit unterstützender Psychopharmakotherapie bei der Behandlung von schweren Zwangserkrankungen
vorgestellt.
Ähnlich einer Psychopharmakotherapie in der Schwangerschaft ist auch bei einer Expositionsbehandlung
eine Nutzen-Risiko-Abwägung–eventuelle Nebenwirkungen der Behandlung versus Folgen
der unbehandelten Zwangsstörung–vorzunehmen.
Psychische Störung - Schwangerschaft - Zwänge