Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P798
DOI: 10.1055/s-0028-1087052

Multiple Sklerose in Kombination mit einem Tumornekrosefaktor-Rezeptor-1-assoziierten periodischen Syndrom (TRAPS) – klinische Charakteristika von 28 Patienten

T Kümpfel 1, L.A Hoffmann 1, W Pöllmann 1, W Feneberg 1, R Hohlfeld 1, P Lohse 1
  • 1München, Berg

Das Tumornekrosefaktor-Rezeptor-1-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS) ist eine autosomal dominant vererbte Erkrankung infolge von Mutationen im TNFRSF1A-Gen auf Chromosom 12p13. Klinisch manifestiert sich das TRAPS in Form von autoinflammatorischen Episoden mit variabler Penetranz und einem breiten Spektrum von Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Myalgien, Arthralgien, urtikariellen Hautexanthemen und Konjunktividen oder einem periorbitalen Ödem. Zudem sind wenige Fälle mit einer ZNS-Beteiligung in Assoziation mit TRAPS beschrieben.

Wir konnten kürzlich zeigen, dass TRAPS gehäuft bei MS-Patienten mit unklaren rheumatologischen Beschwerden vorkommt. In der aktuellen Untersuchung wurde der klinische Phänotyp von 28 Patienten mit definitiver MS und einer TNFRSF1A-R92Q-Mutation untersucht. Wenn möglich wurden zusätzlich Familienmitglieder auf TRAPS untersucht und interviewt.

Es zeigte sich, dass über 70% der MS-Patienten mit einer TNFRSF1A-R92Q-Mutation Symptome eines TRAPS aufwiesen, die allerdings weniger ausgeprägt und atypischer waren als bisher beschrieben. Die meisten Patienten hatten neben der MS Episoden mit Gelenkbeschwerden, Hautausschlägen, Myalgien, gastrointestinalen Symptomen und ein ausgeprägtes Fatigue-Syndrom. Die Entzündungsparameter waren oft leicht erhöht, aber kein Patient entwickelte klassische Fieberepisoden oder zeigte Zeichen einer Nierenbeteiligung. Bei allen Patienten konnten andere rheumatologische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Bei 16 Angehörigen von 13 MS-Patienten fand sich dieselbe Mutation im TNFRSF1A-Gen, wovon wiederum 12 mit TRAPS vereinbare Symptome berichteten.

Es zeigte sich ein typischer Erkrankungsverlauf der MS ohne Unterschied zwischen symptomatischen und asymptomatischen TRAPS-Patienten. Allerdings hatten über 50% der MS-Patienten mit TRAPS-Symptomen unter immunmodulatorischer MS-Therapie ausgeprägte Nebenwirkungen, so dass die Therapien zum Teil wieder beendet werden mussten. Die TRAPS-Symptome konnten durch intermittierende Gabe nicht-steroidaler Antiphlogistika und/oder niedrig-dosierter Steroide behandelt werden.

Zusammenfassend sollte bei MS-Patienten mit Myalgien, Arthralgien, urtikariellen Hautausschlägen und ausgeprägter Fatigue nach Ausschluss anderer rheumatologischer Erkrankungen das Vorliegen eines TRAPS erwogen und molekulargenetisch gesichert bzw. ausgeschlossen werden. Die Interaktion von Mutationen im TNFRSF1A-Gen mit immunmodulatorischen MS-Therapien muss weiter untersucht werden.