Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P785
DOI: 10.1055/s-0028-1087039

Erfolgreiche systemische Lyse mit r-tPA bei einer 81-jährigen Patientin mit akutem Mediainfarkt rechts am 9. Tag nach Oberschenkelamputation rechts

C Muhl 1, M Fischer 1, A David 1, S Isenmann 1
  • 1Wuppertal

Hintergrund: Die systemische Lyse-Therapie mit r-tPA stellt beim akuten Schlaganfall innerhalb der Zulassungskriterien in erfahrenen Zentren mittlerweile eine Routine-Behandlung dar. Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie im klinischen Alltag konnten u.a. in der CASES (Canedian Alteplase for Acute Stroke Effectveness) und in SITS-MOST belegt werden.

Eine Anwendung außerhalb des Protokolls wird in begründbaren Einzelfällen durchgeführt; vor allem unter Würdigung der Zusatzinformationen aus der Bildgebung. Am häufigsten handelt es sich bei Protokollverletzungen um Überschreitung des 3 Stunden-Zeitfensters, oder der obere Altersgrenze von 80 Jahren.

Methoden: Wir berichten über den Fall einer 81-jährigen Patientin, die am 9. Tag nach Oberschenkelamputation rechts bei chronischer Osteomyelitis in der chirurgischen Abteilung unseres Klinikums einen Media-infarkt links mit hochgradiger Hemiparese links (NIHSS=National Institute of Health Stroke Scale von initial 13) erlitt. Nach Blutungsausschluss in der cranialen Computertomographie (CCT) und Rücksprache mit dem operierenden Chirurgen wurde 100min nach Symptombeginn eine systemische Thrombolysebehandlung mit 50mg r-tPA eingeleitet. Ursächlich stellte sich in der CT-Angiographie ein Mediatrifurkatiosverschluss dar.

Ergebnis: Breits 1 Stunde nach der Thrombolyse zeigte sich eine deutliche Befundbesserung (NIHSS 4). Im Verlauf der anschließenden Stroke-Unit Behandlung kam es zu einer vollständigen Rückbildung der neurologischen Symptomatik. Komplikationen im Bereich des Operationsareals oder eine intrazerabrale Blutung traten nicht auf.

Schlussfolgerungen: in dem geschilderten Fall konnte durch Lyse-Therapie außerhalb des Protokolls eine bleibende Behinderung durch die Folgen eines akuten Media Infarktes bei der 81-jährigen Patientin verhindert werden. Eine persistierende Hemiparese links wäre bei der dieser Patientin besonders fatal gewesen, da sie durch die kurz zuvor durchgeführte Oberschenkelamputation links ohnehin bereits erheblich in ihrer Mobilität eingeschränkt war.

Die Zulassungsbeschränkungen der systemischen Lyse beim akuten Schlaganfall müssen im Einzelfall diskutiert und können unter Berücksichtigung der Gesamtsituation des Patienten ggf. überschritten werden. Im Falle einer frühen postoperativen Phase ist die unmittelbare und offene Absprache mit dem operierenden Chirurgen unabdingbar.