Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P779
DOI: 10.1055/s-0028-1087033

Extra- und intrakranielle Dilatation und Stentimplantation bei frischem ischämischen Hirninfarkt

D Grundschok 1, A Bormann 1, A Stoll 1, J Berrouschot 1
  • 1Altenburg

Anamnese: Der Patient erlitt beim Tapezieren eine akute linksseitige Schlaganfallsymptomatik. An Vorerkrankungen sind eine arterielle Hypertonie und ein Diabetes mellitus erwähnenswert.

Aufnahmebefund: 66-jähriger Patient mit Dysarthrie, zentraler Fazialisparese, linksseitiger Hemiplegie und Neglect, NIH-SS 18 Punkte, Symptomatik bestand seit 1,5 Stunden.

Verlauf: Im MRT zeigten sich ein diffusionsgestörtes Areal mit einem Durchmesser von 4cm im rechten Mediastromgebiet und ein Verschluss der A. carotis interna und der A. cerebri media rechts.

Wir begannen die Bridging-Lyse mit 70mg rt-PA intravenös. In der parallel durchgeführten Angiographie stellte sich ein Verschluss der Arteria carotis interna dar. Unter laufender Lysetherapie erfolgte die Stent-Implantation in die Arteria carotis interna, die dem Stent nachgeschaltete spastische Lumenminderung wurde ballondilatiert. Nachfolgend zeigte sich noch ein Thrombus in der Teilungsstelle, welcher durch lokale Applikation von rt-PA aufgelöst werden konnte.

Während die A. cerebri anterior inzwischen erfolgreich rekanalisiert war, bestand der Verschluss der Arteria cerebri media im M1-Segment weiterhin.

Es erfolgte nun die Ballondilatation der A. cerebri media, aufgrund der guten Rekanalisation war eine Stentimplantation in die Arteria cerebri media nicht notwendig.

In der Kontrollbildgebung am Folgetag stellte sich eine freie Durchgängigkeit der A.cerebri media und anterior dar und es demarkierte sich ein partiell hämorrhagisch transformierter Infarkt von 4,3cm Größe.

Der Patient wurde für 10 Tage auf unserer Stroke-Unit überwacht und intensiv therapeutisch betreut.

Am 12. Tag erfolgte die Entlassung in die heimische Umgebung. Eine Anschlussheilbehandlung trat der Patient von zu Hause an.

In der Untersuchung nach 3 Monaten bestand eine leichte Hemiparese, Feinmotorikstörung und diskrete Wortfindungsstörungen NIH-SS 4 Punkte, modified Rankin Scale: 2.

Schlussfolgerung: Im Einzelfall können bei Patienten mit schwerem ischämischen Schlaganfall und Tandemverschlüssen neben der bridging-Lyse interventionelle Rekanalisationstechniken erfolgreich eingesetzt werden.