Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P772
DOI: 10.1055/s-0028-1087026

Adipositasmarker in der Risikoevaluation von Subgruppen des Schlaganfalls

Y Winter 1, J Linseisen 1, S Rohrmann 1, O Lanczik 1, P.A Ringleb 1, J Hebebrand 1, T Back 1
  • 1Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Essen, Arnsdorf

Ziel: Die Adipositas ist ein unabhängiger Risikofaktor für vaskuläre Erkrankungen. Jedoch wurde die Adipositas als Risikofaktor für Subgruppen der Schlaganfallerkrankung bisher unzureichend untersucht. In der aktuellen Fallkontrollstudie wurden verschiedene Adipositasmarker auf Assoziation mit Schlaganfallsubgruppen untersucht.

Methoden und Patienten: In die Fallkontrollstudie mit 1137 Teilnehmern (379 Fälle und 758 Kontrollen) wurden konsekutive Patienten mit den Diagnosen ischämischer Hirninfarkt (IH, n=301), transitorisch ischämische Attacke (TIA, n=41) und intrazerebrale Blutung (ICB, n=37) eingeschlossen. Für jeden Indexpatienten wurden zwei regionale Kontrollen ohne zerebrovaskuläre Krankheit nach Alter und Geschlecht gematcht. Die Adipositasmarker Bauch- und Hüftumfang, body mass index (BMI) und waist-to-hip ratio (WHR) wurden auf Assoziation mit Schlaganfallsubgruppen untersucht. Die Statistik erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse mit Adjustierung für vaskuläre Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes, Rauchen, physische Inaktivität).

Ergebnisse: Es fand sich keine signifikante Assoziation zwischen BMI und dem Risiko für ICB oder TIA. Patienten mit einem BMI ≥30kg/m2 hatten ein 2.9fach (95% CI 1,9–4,4) erhöhtes Risiko für IH (p<0,01). Nach Adjustierung für Risikofaktoren war diese Assoziation jedoch nicht mehr signifikant. Ein Bauchumfang von ≥102cm (Männer) bzw. ≥88cm (Frauen) war nach Adjustierung mit einer 4fachen Risikoerhöhung für IH oder TIA assoziiert (p<0,01). Nach Adjustierung zeigte eine WHR von ≥1,0 (Männer) bzw. ≥0,85 (Frauen) ein 5,6fach erhöhtes Risiko für IH (95% CI 3,8–8,3, p<0,01), ein 3,9fach erhöhtes Risiko für ICB (95% CI 1,7–8,6, p<0,01) und ein 2,8fach erhöhtes Risiko für TIA (1,3–6,0, p=0,01).

Zusammenfassung: Im Unterschied zum BMI konnten Marker der abdominalen Adipositas (Bauchumfang, WHR) als unabhängige Risikoprädiktoren in allen evaluierten Subgruppen der Schlaganfallerkrankung identifiziert werden. Demnach zeigt das abdominale Fettverteilungsmuster das höchste Risiko für die Subgruppe ischämischer Hirninfarkte.

Die Studie wurde im Rahmen von NGFN-2 vom BMBF gefördert.