Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P771
DOI: 10.1055/s-0028-1087025

Gesundheitsökonomische Evaluation kardioembolischer Hirninfarkte in Deutschland

C Wolfram 1, Y Winter 1, M Schaeg 1, J.P Reese 1, W.H Oertel 1, R Dodel 1, T Back 1
  • 1Marburg, Stuttgart, Arnsdorf

Ziel: Kardiale Hirnembolien machen etwa 25%-30% aller Hirninfarkte aus. Im Vergleich zu nicht-embolisch bedingten Infarkten nehmen sie in der Regel einen schwereren klinischen Verlauf und tragen ein erhöhtes Rezidivrisiko. Für Deutschland sind bislang keine gesundheitsökonomischen Daten zum kardioembolischen Schlaganfall verfügbar. In unserer Studie wurden Behandlungskosten, Liegedauer und Outcome nach Hirninfarkten und transitorisch ischämischen Attacken (TIA) kardioembolischer Genese untersucht.

Methoden und Patienten: Die Studienpopulation bestand aus 511 konsekutiven Patienten, die mit den Diagnosen ischämischer Hirninfarkt oder TIA in der Neurologischen Klinik der Philipps-Universität Marburg behandelt wurden. Die Behandlungskosten der Akutphase wurden mit Preisen des Jahres 2002 mittels eines bottom-up Ansatzes berechnet. Zur Beurteilung des klinischen Status wurden Barthel Index (BI) und modifizerter Rankin Skala (mRS) herangezogen. Der Einfluss unterschiedlicher Behandlungskonzepte (neurologische Normalstation und Stroke Unit) auf die Akutbehandlung der Kardioembolie wurde ebenfalls untersucht.

Ergebnisse: Im Vergleich zu nicht-embolischen Hirnifarkten/TIA (n=387) waren die Patienten mit Kardioembolien bei Aufnahme schwerer betroffen (BI: 68,1±32,2 versus 55,1±28,7, P=0,009), zeigten ein schlechteres Outcome (BI bei Entlassung: 82,2±29,2 versus 67,3±21,7, P=0,02) und hatten eine längere Liegedauer (9,9±7,2 versus 12,1±5,7, P=0,02). Aufgrund von höheren Kosten für Personal und diagnostischen Maßnahmen waren embolische Hirninfarkte/TIAs mit einem erhöhten täglichen Ressourcenverbrauch verbunden. In der Akutphase waren die mittleren Kosten pro Patient bei Kardioembolien (EUR 4110±1850)höher als bei nicht-embolischen Hirninfarkten/TIA (EUR 2910±1300, P<0,01).

Schlussfolgerung: Patienten mit embolischen Hirninfarkten/TIAs habe einen schlechteren klinischen Verlauf, längere Liegedauer und einen erhöhten Ressourcenverbrauch in der Akutphase der Behandlung. Die mittleren Kosten der Akutbehandlung sind bei diesen Patienten um 40% höher als bei nicht-embolischen Hirninfarkten/TIAs.