Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P767
DOI: 10.1055/s-0028-1087021

Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten mit raumfordernden Hirninfarkten, bei denen eine Hemikraniektomie durchgeführt wurde, und deren nächsten Angehörigen

B von Sarnowski 1, W Kleist-Welch Guerra 1, U Schminke 1, T Kohlmann 1, J Moock 1, A.V Khaw 1, C Kessler 1, H.W.S Schroeder 1
  • 1Greifswald

Fragestellung: Obwohl randomisierte klinische Studien eine signifikante Minderung der Mortalität und der resultierenden Behinderung von Schlaganfall-Patienten gezeigt haben, wenn eine Ischämie im anterioren Stromgebiet mit hohem Risiko für ein lebensbedrohliches Hirnödem mittels Hemikraniektomie frühzeitig behandelt wird, bestehen weiterhin Bedenken, ob dieser Eingriff zu einer akzeptablen gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Patienten und deren nächsten Angehörigen führt.

Methoden: 11 Patienten mit hemisphäriellen Hirninfarkten (6m, 5 w; mittleres Alter 48 (SD 5.8) Jahre) wurden zwischen 9 und 51 Mo. nach einer Hemikraniektomie untersucht. Unsere Test-Batterie umfasste körperliche Skalen wie NIH Stroke Scale, Barthel Index (BI), modified Ranking Scale (mRS), neuropsychologische Tests (Testbatterie f. visuelle Objekt- u. Raumwahrnehmung u. Uhrentest) u. Skalen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität inkl. Short Form 36 Health Survey (SF-36), Nottingham Health Profile (NHP), Fragen zur Lebenszufriedenheit (FLZ), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) u. EuroQoL (EQ-5D).

Ergebnisse: Der Median für NIHSS, BI und mRS lag bei 11, 65 und 3 (55% der Patienten hatten einen mRS Score von 3, 27% von 4 und 18% von 5). Die Skalen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigten bei Patienten einheitlich eine schwerste Beeinträchtigung der körperlichen Funktionsfähigkeit, während das psychische u. emotionale Wohlbefinden weniger stark beeinträchtigt waren (mittlere Werte des SF-36: körperliche Funktionsfähigkeit und Rollenfunktion 11,8 bzw. 11,4 vs. emotionale Rollenfunktionen und psychisches Wohlbefinden 66,7 bzw. 68,4; mittlere Werte des NHP: physische Mobilität u. Energie 61,4 bzw. 45,5 vs. emotionale Reaktion u. soziale Isolation 17,4 bzw. 14,5). Ebenso wiesen Angehörige eine Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens auf (mittlere Werte des SF36: Vitalität 61,5, soziale Funktionsfähigkeit 78,8, emotionale Rollenfunktion 73,3u. psychisches Wohlbefinden 68,0).

Schlussfolgerungen: Trotz schwerster Beeinträchtigung körperlicher Komponenten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität scheint es den Patienten über Coping-Mechanismen zu gelingen, ein Niveau des psychischen Wohlergehens zu erreichen, das mit dem von Patienten mit anderen schwerwiegenden Erkrankungen vergleichbar ist. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der nächsten Angehörigen ist nicht schlechter als sie in der Literatur im Fall weniger schwer betroffener Schlaganfall-Patienten berichtet wird.