Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P755
DOI: 10.1055/s-0028-1087009

Zeitlicher Verlauf der Dysprosodie bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom

H Rinsche 1, W Visser 1, U Schlegel 1, S Skodda 1
  • 1Bochum

Einleitung: Die Parkinson-typische Sprechstörung ist nicht nur gekennzeichnet durch variabel ausgeprägte Störungen von Sprechatmung, Stimmbildung und Artikulation. Es finden sich auch in unterschiedlichem Maße Veränderungen der Prosodie, die durch die Dimensionen von Sprechtempo und -rhythmus, Redefluss und Variation von Tonhöhe und Lautstärke gekennzeichnet ist. Die Entwicklung der parkinsontypischen Dysprosodie im zeitlichen Verlauf ist bislang unzureichend untersucht.

Ziel: Untersuchung verschiedener Parameter der Prosodie, insbesondere von Sprechtempo und -rhythmus sowie Tonhöhenmodulation, bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) im zeitlichen Verlauf.

Methoden: Bei n=49 Patienten mit IPS wurden im Verlauf von durchschnittlich 24,5 Monaten (Median 20 Monate/von 7 bis 79 Monaten) unterschiedliche Sprechparameter mittels eines standardisierten Sprechprogramms mithilfe einer computergestützten akustischen Analyse bestimmt.

Ergebnisse: In der Patientengruppe kam es zu einer signifikanten Abnahme von Gesamtsprechrate (TSR) und Nettosprechrate (NSR) im zeitlichen Verlauf. Die Tonhöhenvariation (angegeben als Standardabweichung der Grundfrequenz/F0SDA und als Spannweite der Grundfrequenz/F0range) war zum zweiten Untersuchungszeitpunkt ebenfalls reduziert. Es zeigte sich allerdings keine unmittelbare Korrelation zur Zeitdauer zwischen den beiden Untersuchungen, sondern lediglich eine Tendenz zu einem zunehmenden Sprechpausenanteil beim Sprechen. Es fand sich keine Korrelation der Prosodie-Parameter zu einer Veränderung des UPDRS Motor Score im Zeitverlauf.

Schlussfolgerungen: Verschiedene Parameter der Parkinson-typischen Dysprosodie zeigen eine Verschlechterung im zeitlichen Verlauf, allerdings offensichtlich mit einer individuellen Progressionsgeschwindigkeit und ohne Zusammenhang zur globalen motorischen Beeinträchtigung, so dass nicht-dopaminerge Pathomechanismen zu postulieren sind.