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DOI: 10.1055/s-0028-1086973
Die Sensitivität der FLAIR-Bildgebung zum Nachweis ischämischer Läsionen beim akuten Schlaganfall korreliert mit dem Zeitpunkt nach Symptombeginn und erreicht nach 3–6 Stunden >90%
Fragestellung: Ischämische Läsionen werden im Verlauf der ersten Stunden auf fluid attenuated inversion recovery (FLAIR)-Bildern sichtbar. Die Sensitivität des FLAIR innerhalb der ersten 6 Stunden eines Hirninfarktes, sowie ihre Beziehung zum Zeitpunkt nach Symptombeginn, wurden bisher nicht genauer untersucht. Wir verglichen die Sensitivität des FLAIR mit der Sensitivität diffusionsgewichteter Sequenzen (DWI).
Methoden: Wir analysierten Daten von konsekutiven Patienten mit akutem ischämischem Hirninfarkt, welche innerhalb von 6 Stunden ein Schlaganfall-MRT erhalten hatten. Die MRT-Bilder wurden von 4 erfahrenen und für klinische Daten verblindeten Ratern ausgewertet. Anhand eines Rating-Scores erfolgte die Bewertung in 3 Schritten: 1) FLAIR geblindet für DWI; 2) DWI; 3) FLAIR nach Betrachten des DWI. Läsionen wurden als sichtbar eingestuft, wenn mindestens 3 von 4 Ratern sie gesehen hatten.
Ergebnisse: In die Auswertung gingen die Daten von 104 Patienten (43% w., mittl. Alter: 65 Jahre) ein. Die mittlere Zeit (±SD) zwischen Symptombeginn und Aufzeichnung des MRTs betrug 150 (±65)min., der mittlere NIHSS-Score betrug 14 (±6). Die Sensitivität für akute ischämische Läsionen lag für das FLAIR alleine bei 36%, für das DWI bei 97%. Bei Betrachtung des FLAIR in Kenntnis des DWI-Befundes stieg die Sensitivität auf 63%. Sensitivität des FLAIR nahm im Zeitverlauf (<1.5/1.5–3/3–4.5/4.5–6h) zu. Sie betrug für das FLAIR allein: 8%/31%/62%/44% (p=0.009), für das FLAIR in Kenntnis des DWI: 39%/53%/95%/89% (p<0.001). Im Gegensatz dazu blieb die Sensitivität des DWI über die Zeit gleichmäßig stabil (92%/97%/100%/100%, p=0.573). Bei negativem FLAIR-Befund in Kombination mit einer sichtbaren DWI-Läsion lag der Zeitraum zwischen Symptombeginn und Bildgebung mit 93% Spezifität (PPV 95%) im Zeitfenster <3 Std.
Schlussfolgerungen: Es besteht eine klare Zeitabhängigkeit der Sensitivität des FLAIR für ischämische Läsionen beim akuten Schlaganfall. Zusammen mit den Informationen aus dem DWI lassen sich im FLAIR ischämische Läsionen nach 3–6 Stunden in >90% der Patienten nachweisen. Bei negativem FLAIR liegt das Zeitfenster hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit <3 Stunden. Möglicherweise kann die kombinierte Betrachtung von FLAIR und DWI bei Patienten mit unklarem Zeitfenster helfen, Patienten mit einem Zeitfenster von <3h und damit mögliche Kandidaten für einen systemische Thrombolyse zu identifizieren.