Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P700
DOI: 10.1055/s-0028-1086954

Geschlechtsspezifische Hemmung assoziativen Lernens durch Modafinil

C Korsukewitz 1, C Breitenstein 1, S Knecht 1
  • 1Münster

Modafinil ist ein psychostimulierendes Medikament, das zur Therapie von Narkolepsie und Tagesschläfrigkeit angewandt wird. Der genaue Wirkmechanismus des Medikaments ist nicht bekannt, jedoch bindet Modafinil niedrig affin an den Dopamintransporter (Mignot1994) und führt zu einer Erhöhung der extrazellulären Dopaminspiegel (Wisor 2001). Die Gabe von Levodopa als Vorstufe von Dopamin führt zu einer signifikanten Verbesserung der Lernleistung eines Miniaturvokabulars bei jungen Gesunden (Knecht 2004).

Ziel der Studie war die Untersuchung einer 5maligen Gabe von Modafinil auf das Erlernen eines neuen Vokabulars.

Methoden: In einer randomisierten, doppelblinden Studie erhielten 38 junge gesunde Probanden (10 Frauen, Alter 21–33 Jahre) über 5 Tage jeweils Placebo oder 200mg Modafinil 120 Minuten vor einem Training von 45 neuen Objektnamen („Wernicko“). Es traten keine signifikanten Nebenwirkungen auf.

Ergebnisse: In der Gesamtgruppenanalyse zeigte sich kein signifikanter Gruppenunterschied zwischen Placebo und Modafinil (F(1,36)=2,88, p=0,98). In der geschlechtsspezifischen Subanalyse zeigte sich jedoch eine signifikante Verschlechterung der Lernleistung und der Lerngeschwindigkeit der männlichen Probanden unter Modafinil im Vergleich zu Placebo (F(1,26)=6,227, p=0,019). Bei Frauen war kein signifikanter Medikamenteneffekt nachweisbar (F (1,8)=0,121, p=0,737).

Diskussion: Der genaue Wirkmechanismus von Modafinil ist nicht bekannt. Hemmende Effekte wurden bislang nicht beschrieben, allerdings konnten mehrfach keine Auswirkungen nachgewiesen werden (Randall 2005, Muller 2004). Pharmakokinetische Untersuchungen haben bei jungen Frauen (Alter 19–40J) eine ca. 22% schnellere Clearance als bei Männern ergeben (Wong YN 1999). In der hier durchgeführten Studie wurde im Gegensatz zu den bislang durchgeführten Studien über einen Zeitraum von 5 Tagen Modafinil gegeben. Möglicherweise führt die wiederholte Gabe bei Gesunden zu einem hemmenden Effekt auf das Lernen durch eine tonische Überstimulation des dopaminergen Stoffwechsels und einer konsekutiven Gegenregulation. Das Fehlen dieses Effektes bei den weiblichen Probanden kann durch die höhere Metabolisierungsrate erklärt werden.