Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P682
DOI: 10.1055/s-0028-1086936

(Dys-)Synchirie bei CRPS Typ I – eine quantitativ sensorische Analyse

M Stengel 1, A Binder 1, F Dörr 1, G Wasner 1, J Schattschneider 1, R Baron 1
  • 1Kiel

Einleitung: Dysynchirie ist ein häufiges Symptom des CRPS. Hierbei werden Schmerzen in der betroffenen Extremität durch entsprechende Reize an korrespondierenden Arealen der gesunden Extremität bei gleichzeitigem Betrachten der gespiegelten gesunden Hand (=virtuell erkrankten Hand) hervorgerufen. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, in wieweit sich im Rahmen der (Dys-)Synchirie quantitativ vergleichbare pathologische Befunde der erkrankten Extremität bei Stimulation an der gesunden Hand nachweisen lassen.

Methode: In 7 Patienten mit CRPS Typ I der oberen Extremität wurde im betroffenen Areal eine quantitative sensorische Testung nach dem Protokoll des Deutschen Forschungsverbundes neuropathischer Schmerz (DFNS) durchgeführt. Diese wurde im zur erkrankten Extremität korrespondierenden Areal der gesunden Extremität wiederholt, wobei sich die Patienten auf ein Spiegelbild der gesunden oberen Extremität konzentrieren sollten. Die betroffene Extremität war dabei, durch einen Spiegel verdeckt, für den Patienten nicht sichtbar.

Ergebnisse: Alle Patienten zeigten an der betroffenen Extremität eine mechanische Hyperalgesie, sechs eine dynamisch mechanische Allodynie. In der Spiegelbedingung zeigte sich bei der Prüfung in allen Patienten an der nicht betroffenen Extremität eine mechanischen Schmerzsensitivität (MPS: 6,45 NAS) und eine mechanische Schmerzschwelle (MPT: 18,23mN), die den Befunden an der betroffenen Extremität vergleichbar war (MPS: 8,19 NAS; MPT: 10,8mN) und sich von den Befunden an der gesunden Extremität in der vorangegangenen Untersuchung unterschied (MPS: 1,54 NAS; MPT: 44,13mN). Die Ergebnisse für die dynamisch mechanische Allodynie zeigten nur in einer Patientin einen pathologischen Befund.

Schlussfolgerungen: Die Desintegration von sensorischen Informationen im Rahmen einer cerebralen Repräsentations- und Wahrnehmungsstörung bei CRPS kann nicht nur zu einer qualitativen Verarbeitungsstörung afferenter sensorischer Informationen sondern auch zu einer quantitativen Spiegelung pathologischer evozierter Schmerzen im Rahmen einer (Dys-) Synchirie führen. Die mechanische Hyperalgesie und die dynamisch mechanische Allodynie sind hierdurch unterschiedlich betroffen.

Unterstützt durch: DFG (Ba 1921), BMBF, DFNS (01EM05/04) und einem unrestricted educational grant der Firma Pfizer, Germany.