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DOI: 10.1055/s-0028-1086876
Strukturelle Veränderungen im zerebralen Kortex als Folge einer Neuritis vestibularis: eine voxel-basierte Morphometrie Studie
Die Neuritis vestibularis (NV) wird als plötzlicher, einseitiger, teilweiser Ausfall eines Labyrinthes definiert. Ein einseitiger Signalausfall führt somit sofort zu einem gerichteten Ungleichgewicht als Folge der Tonusdifferenz. Ziel unserer Studie war es, mithilfe der voxel-basierten Morphometrie (VBM) in der Magnetresonanztomographie (MRT) strukturelle Veränderungen im Gehirn von Patienten mit einer abgelaufenen Neuritis vestibularis herauszufinden.
Einundzwanzig Patienten (9 Frauen, Durchschnittsalter 56.7±10.4 Jahre) mit einer unilateralen NV (8 rechtsseitige) wurden mehr als 6 Monate (im Durchschnitt 2.5±1.6 Jahre) nach Ablauf der Erkrankung klinisch und und bildgebend untersucht. Im MRT wurde eine hochauflösende sagitale T1-gewichtete Aufnahme (MPRAGE Sequenz, 180 Schichten, Schichtdicke=1mm, Bildmatrix=2562, TR=9.7ms, TE=4ms) in einem 1.5 T Gerät (Siemens Vision, Erlangen, Deutschland) angefertigt.
Mit einem alters- und geschlechtsangepassten Kontrollkollektiv wurde eine identische MRT-Untersuchung durchgeführt. Danach wurde eine statistische Analyse mit SPM5 für die Bilder der grauen und weißen Substanz durchgeführt. Dies geschah nach einer ausführlichen Vorverarbeitung der Rohdaten (Überprüfung der Probenhomogenität, Segmentierung, Jakobische Modulation, Entrauschen, Normalisierung und Glätten mit einem isotropen Kernel von 8mm).
Die NV Patienten zeigten einen signifikanten Intensitätsanstieg der grauen Substanz im Areal MT/V5 in der linken Hemispäre. Dieser Befund war bilateral zu sehen, wenn man die Analyse auf die Patienten mit einer residuellen kalorischen Untererregbarkeit beschränkte. Bei dieser Untergruppe zeigte sich außerdem eine Abnahme für die Signalstärke der weißen Substanz im Bereich des posterioren, insulären vestibulären Kortex (PIVC) bilateral. Zudem fand sich bei allen NV Patienten ein Signalverlust für die weiße Substanz im rechten Gyrus temporalis superior und dem linken Hippocampus. In der Korrelationsanalyse fand sich ein reziproker Zusammenhang zwischen den Signalintensitäten der grauen Substanz in MT/V5 beidseits sowie dem rechten cerebellären Lobus semilunaris mit den Ergebnissen der dynamischen SVV.
Unsere Studie zeigt erstmals strukturelle kortikale Veränderungen bei Patienten als Folge einer Hirnnervenläsion. Der Verlust der vestibulären Funktion oder ihrer Integrität wird möglicherweise sehr gut durch neuronale Veränderungen im Bereich der visuellen Bewegungswahrnehmung in MT/V5 kompensiert.