Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P581
DOI: 10.1055/s-0028-1086835

Studie Lebensqualität und Versorgung bei Patienten mit Multipler Sklerose

G Wienemann 1, M Balzer-Geldsetzer 1, J.P Reese 1, N Sommer 1, B Tackenberg 1, R Dodel 1
  • 1Marburg

Fragestellung: Erhebung der Lebensqualität und der Versorgung bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) in der neurologischen Ambulanz der Universitätsklinik Marburg.

Methoden: In der MS-Spezial-Ambulanz der neurologischen Klinik Marburg wurden alle MS Patienten die im 4. Quartal 2007 (N=87, 30Männer, Altersdurchschnitt 41,5J) behandelt wurden, in die Studie eingeschlossen.

Mittels Fragebögen wurden soziodemographische, klinische und ökonomische Daten erhoben.

Als klinische Parameter wurden die Krankheitsausprägung EDSS (Expanded Disability Status Score), die MFIS (Modified Fatigue Impact Scale), BDI II (Beck Depression Inventory II) sowie verschiedenen Begleiterkrankungen erfasst. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem generischen Euroqol (EQ-5D/VAS) Instrument erhoben. Mit der FAMS (Functional Assessment of Multiple Sclerosis) Skala wurde die krankheitsspezifische Lebensqualität gemessen.

Ergebnisse: Der Median der Krankheitsausprägung gemessen mit dem EDSS lag bei 3,0. Etwa 21% der Patienten zeigten mittelschwere bis schwere depressive Symptome. 60% der Patienten gaben an, Einschränkungen aufgrund von Fatigue zu haben. Die häufigsten Begleiterkrankungen waren: Harninkontinenz (9,2%) und muskuloskeletale Erkrankungen (9,2%), sowie Bluthochdruck (6,9%). Die Durchschnittswerte für die gesundheitsbezogene Lebensqualität lagen bei 61±20 (EQ VAS) und 0,79±0,19 (EQ5D Index score) und 109±30 (FAMS). In univariaten Analysen zeigte sich eine signifikante negative Korrelation für steigendes Alter, schwerere Krankheitsausprägung (EDSS), Krankheitsdauer, Begleiterkrankungen, größere Erschöpfung (MFIS) und Schwere der Depression (BDI) mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in EQ5D und FAMS.

Schlussfolgerung: Ambulante Patienten mit Multipler Sklerose zeigen eine starke Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität, vergleichbar mit der anderer neurologischer Erkrankungen wie etwa Parkinson, die einerseits durch die Krankheitssymptome und andererseits durch assoziierte Begleiterkrankungen beeinträchtigt wird. Dabei stehen motorische Einschränkung, Depression und das Fatigue-Symptom im Vordergrund. Die Multiple Sklerose führt zu erheblichen Kosten im Gesundheitssystem sowie zu Verlust von Arbeitszeit durch Frühberentung und zu finanziellen Belastungen für die Patienten.