Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P538
DOI: 10.1055/s-0028-1086792

Vokale Rhythmusproduktion und akustische Rhythmuserkennung bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom

A Flasskamp 1, U Schlegel 1, S Skodda 1
  • 1Bochum

Einleitung: Die Parkinson-typische Dysarthrophonie besteht aus einer multidimensionalen Beeinträchtigung von Phonation, Artikulation und Prosodie. Veränderungen des Sprechtempos finden sich als häufiges Merkmal der hypokinetischen Dysprosodie, allerdings ist bislang wenig über ihre Ursachen bekannt.

Ziel:Überprüfung der Hypothese einer grundsätzlichen Störung von vokaler Rhythmusproduktion und akustischer Rhythmuserkennung bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS).

Methoden: N=73 Patienten mit IPS und n=43 altersgematchte gesunde Kontrollpersonen wurden untersucht. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, die Silbe/pa/in einem selbstgewählten gleichmäßigen Tempo zu wiederholen, ohne die Geschwindigkeit zu variieren. Die prozentuale Standardabweichung der Intervall-Länge wurde als Maß der Unregelmäßigkeit (IR) definiert. Die Fähigkeit zur akustischen Rhythmuserkennung wurde anhand der korrekten Zuordnung von 32Hörbeispielen mit unterschiedlichen Beispielrhythmen überprüft. Die Anzahl unzutreffender Zuordnungen wurde als Fehlerrate (ER) bezeichnet. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer einen standardisierten Text abzulesen, anhand dessen objektive Parameter des Sprechtempos berechnet wurden.

Ergebnisse: Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten Patienten mit IPS Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung eines gleichmäßigen Rhythmus. Allerdings fanden sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der korrekten Identifikation der vorgespielten Rhythmusbeispiele. In der Patientengruppe, nicht aber in der Kontrollgruppe, ergab sich eine signifikante Korrelation zwischen IR und ER. Außerdem zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen einer zunehmenden Intervallverkürzung bei der vokalen Rhythmusproduktion und einer Beschleunigung des Sprechtempos bei der Leseaufgabe in der IPS-Gruppe. Darüber hinaus waren IR, Rhythmusbeschleunigung und ER mit dem UPDRS Motor Score bei Parkinson-Patienten korreliert.

Schlussfolgerungen: Patienten mit IPS weisen Schwierigkeiten auf, einen einfachen vokalen Rhythmus aufrecht zu halten, möglicherweise verursacht durch die Störung eines postulierten „intrinsischen“ Rhythmusgenerators und eingeschränkten akustischen Feedback-Mechanismen. Die Korrelation dieser Beeinträchtigung zu motorischen Störungen beim IPS lässt eine dopaminerge Kontrolle dieser basalen Sprechrhythmusfunktion vermuten. Weitere Studien sind notwendig, um die vermuteten Zusammenhänge zwischen vokaler und motorischer Rhythmusfunktion zu untersuchen.