Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P530
DOI: 10.1055/s-0028-1086784

Vergleich der Wirkungen von kontinuierlich oder pulsatil verabreichtem Rotigotin in einem Lern-Modell bei Ratten

R Sadler 1, L Dopjans 1, A von Ameln-Mayerhofer 1, D Scheller 1
  • 1Tübingen; Braine l'Alleud, B

Hintergrund und Ziel: Die Parkinson Erkrankung beeinflusst motorische und nicht motorische Funktionen einschließlich des Lernens, insbesondere von implizitem oder Gewohnheits-Lernen. Rotigotin, welches zur Behandlung der Früh- und Spätstadien des idiopatischen Morbus Parkinson zugelassen ist, ist ein nicht ergoliner D3>D2>D1 Dopamin Agonist, der durch die transdermale Zufuhr mittels eines einmal täglich zu applizierenden Pflasters (Neupro®) stabile Plasmaspiegel über 24h gewährleisten kann. Diese Studie untersuchte die Wirkung von verschiedenen Behandlungsschemata mit Rotigotin auf Haloperidol-behandelte Ratten und deren Bewältigung von Lernaufgaben unter Verwendung eines ‘Spatial delayed alteration tasks’ (SDAT) in einem T-Labyrinth. Dieser Test erfasst gleichzeitig kognitive und motorische Funktionen und erlaubt unter den vorgegebenen Bedingungen Rückschlüsse auf Änderungen im implizierten oder Gewohnheits-Lernen.

Methoden: Fünf Gruppen (jeweils N=12) von nicht vorbehandelten männlichen Sprague -Dawley-Ratten wurden mit 0,16mg/kg Haloperidol (i.p.) täglich behandelt. Rotigotin wurde i.p.40min nach der Haloperidol Behandlung als Bolus (1mg/kg in Kochsalzlösung) einmal täglich oder kontinuierlich (0,5 oder 1,0mg/kg als slow release formulation (SRF) alle 48 Stunden) verabreicht, wodurch stabile Plasmaspiegel erzielt wurden. Zwei Trägerlösung-Kontrollgruppen (jeweils N=8) erhielten entweder Kochsalzlösung oder die SRF-Trägerlösung. Die Verhaltens-Lernleistung wurde mittels des SDAT- Tests erfasst, der 60min nach der Haloperidol Injektion begonnen wurde. Laufzeit und Irrtumsraten dienten als Untersuchungsparameter.

Ergebnisse: Haloperidol beeinträchtigte die Orientierung der Tiere im T-Labyrinth. Die Auswirkungen auf die kognitive Funktion (Irrtumsrate) waren ausgeprägter als auf die motorische Aktivität (Laufzeit). Beide Behandlungsschemata von Rotigotin verbesserten die Leistungsfähigkeit, wobei durch die pulsatile Verabreichung deutlichere Effekte als durch die kontinuierliche Verabreichung erzielt wurden.

Schlussfolgerungen: Beide Verabreichungsschemata von Rotigotin verbesserten die kognitiven Defizite in Haloperidol-behandelten Ratten im hier verwendeten SDAT. Die vorliegenden präklinischen Daten deuten darauf hin, dass Rotigotin auch ein therapeutisches Potential zur Verbesserung der nicht motorischen Funktionen bei Parkinson-Patienten haben könnte.