Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P525
DOI: 10.1055/s-0028-1086779

Wortflüssigkeit beim juvenilen essentiellen Tremor und bei „on demand“ tiefer Hirnstimulation

I.A Heber 1, B Fimm 1, V.A Coenen 1, P Reinacher 1, M Schrey 1, L Vogt 1, K.L Kiening 1, C Fromm 1, J Noth 1, M Kronenbuerger 1
  • 1Aachen, Heidelberg

Fragestellung: Der essentielle Tremor (ET) ist eine häufige Erkrankung bei der neben motorischen auch nicht-motorische Störungen anzutreffen sind. Dazu gehört im Bereich der kognitiven Funktionen eine verminderte Wortflüssigkeit, welche bei älteren ET-Patienten nach langer Krankheitsdauer beschrieben wurde (1). Ungeklärt ist jedoch, ob auch bei jungen ET-Patienten eine verminderte Wortflüssigkeit vorliegt. Die Verschlechterung der Wortflüssigkeit ist zudem auch eine Nebenwirkung der Tiefen Hirnstimulation (THS) unter Dauernutzung (2). Eine bedarfsgesteuerte Verwendung der Tiefen Hirnstimulation „on demand“ (3) hat hingegen verschiedene Vorteile (z.B. Vermeidung einer Toleranzentwicklung, geringere Stimulationsintensitäten) und könnte zudem eine geringere Beeinträchtigung der Wortflüssigkeit nach sich ziehen.

Methoden: Es wurden 13 ET-Patienten (Alter 36±19 Jahre, ET-Dauer 11±4 Jahre) und 12 ET-THS-Patienten, die die THS „on demand“ verwenden, (Alter 65±11 Jahre; ET-Dauer 36±17 Jahre) mit dem Regensburger Wortflüssigkeitstest untersucht. Die ET-THS-Patienten wurden zweimal untersucht (THS-AN und THS-AUS oder in umgekehrter Reihenfolge).

Ergebnisse: ET-Patienten hatten im Durchschnitt einen signifikant schlechteren Wert als der zu erwartende alters-normierten Durchschnittswert (t=42.9, SD=8.4). Die „on demand“ THS führte zu keiner Verschlechterung der Wortflüssigkeit (THS-AN: t=46.3, SD=10.3; THS-AUS: t=46.8, SD=8.9).

Schlussfolgerung: Bereits bei jungen Patienten mit ET ist eine signifikante Beeinträchtigungen der Wortflüssigkeit anzutreffen. Es ist geplant, die Ergebnisse an einer größeren ET-Patientengruppe mit Kontrollgruppe zu verifiziert. Sollte im fortgeschrittenen Stadium des ET wegen der Schwere des Tremors die Behandlung mit der THS erforderlich werden, so ist bei „on demand“ Nutzung der THS nicht zwingend mit einer weiteren Verschlechterung der Wortflüssigkeit zu rechnen.

Referenzen: [1] Tröster et al., European Journal of Neurology, 2002, 9: 143–151. [2] Schuurman et al., Neurology, 2002, 59: 1232–1239. [3] Kronenbuerger et al., Movement Disorders 2006, 12: 401–405.