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DOI: 10.1055/s-0028-1086768
Pedunkuläre Halluzinose bei ungewöhnlicher Läsionslokalisation
Visuelle Reizerscheinungen sind einfache oder komplexe visuelle Wahrnehmungen ohne externe Entsprechung. Sie treten nach fokalen Läsionen des visuellen Systems auf oder werden durch Funktionsstörungen des aufsteigenden retikulären Systems beispielsweise nach ponto-mesenzephalen und Thalamusläsionen ausgelöst. Letztere wurden erstmals von Lhermitte (1922) beschrieben, van Bogaert (1927) prägte dafür den Begriff der pedunkulären Halluzinose.
Wir berichten die Einzelfallstudie eines Patienten, der nach einer Thalamusblutung eine anhaltende hypnopompe pedunkuläre Halluzinose entwickelte mit illusionären Verkennungen und einfacheren Fehlwahrnehmungen sowie komplexeren visuellen und akustischen Pseudohalluzinationen.
Diskutiert wird die für eine pedunkuläre Halluzinose seltene Läsionslokalisation im medialen und anterioren Thalamus. Eine für die Symptomatik typische Läsion des dorsalen Thalamus oder des Corpus geniculatum laterale lag nicht vor. Der überwiegend schematische Charakter der Pseudohalluzinationen ist ebenfalls ungewöhnlich für eine pedunkuläre Halluzinose, bei der meist komplexere Halluzinationen beschrieben werden. Erörtert wird, inwiefern die akustischen Pseudohalluzinationen des Patienten der thalamischen Läsion zugeordnet werden können. Berichtet wird zudem von einem im Rahmen differentialdiagnostischer Überlegungen angestrengten medikamentösen Behandlungsversuch.
Zusammenfassend erfolgt eine Übersicht über die kliniko-anatomische Zuordnung und Kategorisierung der Reizerscheinungen bei pedunkulärer Halluzinose.