Wir berichten von einer 31-jährigen schwangeren Pat. mit mehreren Episoden von anfallsartig
aufgetretener Bewusstlosigkeit.
Anamnese: Die Pat. berichtet, dass sie in der 27. Schwangerschaftswoche insgesamt 4mal im Sitzen
ohnmächtig geworden sei. Im Vorfeld habe sie für wenige Sekunden ein „komisches“ Gefühl
gehabt. Die Dauer der Episoden war jeweils nur kurz, wobei der Partner eine Dauer
von ca. 1 Minute angab. Die Pat. sei jeweils nicht ansprechbar gewesen, sei von Stuhl
gerutscht und hätte die „Augen verdreht“ und kurz „gezuckt“, danach sei sie rasch
reorientiert gewesen.
Befunde: Der klinisch neurologische und internistische Status waren unauffällig. Gynäkologisch
zeigte sich eine intakte Schwangerschaft in der 27. Woche. Laborchemisch fiel lediglich
eine leichtgradige Anämie auf. Das Ruhe-EKG war unauffällig. Eine transthorakale Echokardiographie
und eine Dopplersonographie der Vena cava inferior waren ohne richtungweisende Befunde.
Im EEG zeigte sich zunächst ein gut ausgeprägter frequenz- und spannungsstabiler Alpha-Grundrhythmus,
nach ca. 7 Minuten Ableitzeit gab die Patientin ein Schwindelgefühl an, war kurz darauf
nicht mehr ansprechbar, beide Bulbi waren nach oben verdreht und es traten einzelne
Myoklonien beider Arme auf. Nach Lagerung in Linksseitenlage klarte die Pat. rasch
auf und war daraufhin vollständig beschwerdefrei. Beginnend mit der subjektiven Angabe
von Schwindel zeigte sich eine rasch zunehmende generalisierte Verlangsamung mit Übergang
in amplitudenhohe langsame Delta-Aktivität, epilepsietypische Potentiale oder Anfallsaktivität
traten zu keinem Zeitpunkt auf. Nach Lagerung auf die linke Seite trat rasch der vorbestehende
Grundrhythmus auf. Das parallel abgeleitete EKG zeigte einen durchgehend normfrequenten
Sinusrhythmus ohne Pausen oder kompensatorischen Anstieg der Herzfrequenz.
Zusammenfassung: Im vorliegenden Fall konnte bei lageabhängigen, anfallsartigen Bewusstseinsstörung
einer schwangeren Patientin in einer zeitgleicher EEG-Ableitung eine passagere Funktionsstörung
des Gehirnes wie sie für eine Synkope typisch ist nachgewiesen und somit ein epileptisches
Geschehen sicher ausgeschlossen werden. Insgesamt kann somit trotz atypischem klinischen
Erscheinungsbild die Diagnose eines Vena-cava-Kompressionssyndrom mit resultierender
konvulsiver Synkope vermutet werden. Während das zeitlich hoch auflösende EEG zur
Diagnosesicherung beitrug, hätte die alleinige EKG-Ableitung nicht zur Differentialdiagnose
beigetragen.