Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P483
DOI: 10.1055/s-0028-1086737

Erhebung der Prävalenz der Trigeminusneuralgie und des anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes in einer populationsbasierten Stichprobe

D Müller 1, M.S Yoon 1, M Obermann 1, F Poitz 1, N Hansen 1, M.A Slomke 1, H.C Diener 1, Z Katsarava 1
  • 1Essen

Fragestellung: Ziel dieser Studie war die Erhebung der Prävalenz der Trigminusneuralgie (TN) und des anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes (AIG) in einer populationsbasierten Stichprobe der Stadt Essen. Aufgrund der Rarität der beiden Erkrankungen gibt es zur Prävalenz der TN in der Literatur nur wenige Daten, zur Prävalenz des AIG überhaupt keine Angaben.

Methoden: Die Studie wurde in die epidemiologische Studie des Deutschen Kopfschmerzkonsortiums zur Erhebung der Prävalenz von idiopathischen Kopfschmerzen eingebettet. In den Jahren 2003–2004 erfolgte die erste Befragung einer populationsbasierten Stichprobe von 6000 Menschen in Essen. Die Responserate war 56% (N=3336). Von diesen gaben 327 Teilnehmer an unter Gesichtschmerzen zu leiden. Diese wurden durch 6 Neurologen telefonisch befragt. Alle Menschen mit einem Verdacht auf eine TN oder einen AIG wurden klinisch untersucht. Bei Patienten mit Verdacht auf AIG wurde eine unauffällige kraniale MRT sowie ein unauffälliger HNO- und Mund-Kiefer-Gesichts-chirurgischer Befund gefordert und eingeholt falls kein Vorbefund vorlag.

Ergebnisse: Von den 327 Teilnehmern, die Gesichtsschmerzen in der initialen Befragung angegeben hatten, konnten 270 (83%) telefonisch erreicht und befragt werden. Es konnte klinisch bei 10 Patienten eine TN und bei 4 Patienten ein AIG diagnostiziert werden. Die Prävalenz der TN in der populationsbasierten Stichprobe beträgt somit 0.29% (10/3336; 95% CI [0.1–0.5%]). Die Prävalenz des AIG beträgt 0.12% (4/3336; 95% CI [0.003–0.24%]).

Schlussfolgerungen: Die Prävalenz der TN liegt in unserer Stichprobe mit 0,29% etwas höher als bisherige Angaben von Penman (0,01–0,02%) und Sjaastad (0,16%). Die Prävalenz von 0,12% beim AIG stellt die erste populationsbasierte Erhebung für diese Erkrankung dar. Einschränkungen: a) Die Ergebnisse unserer Studie sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland bei Patienten bis zu einem Alter von 69 Jahren b) Mutmaßlich werden unter den Non-Respondern (2664/6000 Personen) weniger Teilnehmer unter Gesichtsschmerzen leiden. Konservativ geschätzte Prävalenz bei TN: 10/6000=0,17%, bei AIG: 4/6000=0,07%