Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P473
DOI: 10.1055/s-0028-1086727

T- und B-Zell-Rezeptor-Repertoire bei Antikörper-assoziierten paraneoplastischen neurologischen Erkrankungen

H.L Pellkofer 1, R Voltz 1, K Dornmair 1
  • 1München, Köln, Martinsried

Einleitung: Die Mechanismen, die bei paraneoplastischen neurologischen Erkrankung zu der ausgeprägten neuronalen Schädigung führen sind bislang noch nicht hinreichend geklärt. Histopathologisches Charakteristikum dieser Erkrankungen sind entzündliche lymphozytäre Infiltrate in Tumor und Nervensystem. Ob diese Lymphozyten allerdings spezifisch durch ein Antigen angelockt werden, oder im Rahmen einer unspezifischen entzündlichen Begleitreaktion in das Nervengewebe einwandern, ist bislang nicht geklärt.

Methoden: Um die Frage zu klären, ob T- und B-Zell Klone in verschiedenen Geweben (Tumor, Nervensystem, Blut und Liquor) bei Patienten mit Antikörper-assoziierten paraneoplastischen Syndromen expandiert sind analysierten wir B- und T-Zell-Rezeptoren mittels complementarity-determining region (CDR)3-Spektratyping. Darüber hinaus führten wir als zusätzliche hochsensitive Methode ergänzend eine klonspezifische PCR durch, basierend auf der durch das Spectratyping erhaltenen Nukleotidsequenz. Wir untersuchten drei Patienten mit anti-Hu und paraneoplastischer Enzephalomyelitis bzw. subakuter sensorischer Neuropathie und eine Patientin mit anti-Yo assoziierter paraneoplastischer Kleinhirndegeneration.

Ergebnisse: Bei allen Patienten waren in unterschiedlichen Geweben expandierte T- und B-Zell-Klone nachweisbar. In einem Patienten konnten wir mittels hochspezifischer, klonspezifischer PCR die identische T-Zell-Rezeptor-Kette in Tumor, Liquor und Blut identifizieren. Interessanterweise waren diese T-Zell-Rezeptor-Ketten nur auf Proteinebene identisch, nicht aber in ihrer Nukleotidsequenz, die mehrere stille Mutationen aufwies.

Diskussion: Diese Daten zeigen, dass bei paraneoplastischen Syndromen T-Zellen unabhängig voneinander durch das gleiche Antigen angelockt werden und einem starken Selektionsdruck unterliegen. Diese Antigen-spezifische Klone stellten nur einen sehr geringen Anteil an der gesamten expandierten T-Zell-Population dar. Die Hypothese einer primär Antigen-spezifischen Immunreaktion wird durch diese Ergebnisse unterstützt.