Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P464
DOI: 10.1055/s-0028-1086718

Die postischämische Entzündungsreaktion nach einer Ischämie-Reperfusions-Schädigung des Gehirns

M Gelderblom 1, F Leypoldt 1, K Steinbach 1, E Tolosa 1, C Gerloff 1, R Martin 1, T Magnus 1
  • 1Hamburg

Der ischämische Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in den Industrieländern.

Bislang ist die frühe Rekanalisation des verschlossenen Gefäßes zur Wiederherstellung des Blutflusses die einzige derzeit verfügbare therapeutische Option. Allerdings kann die Reperfusion intensive entzündliche Vorgänge initiieren und unterhalten, die zu sekundären Störungen der cerebralen Mikrozirkulation und weiterer Schädigung des subletal geschädigten Hirngewebes führen. Diese post-ischämische Inflammation wird durch eine Reihe komplizierter Interaktionen zwischen zellulären und molekularen Komponenten des Immunsystemes moduliert.

Fragestellung:Über den zeitlichen Ablauf der post-ischämischen Infiltration von Immunzellen in das Gehirn und deren Aktivierungsstatus ist bislang nur wenig bekannt. Und obwohl es sich gezeigt hat, dass T Zellen eine kritische Rolle im Rahmen der post-ischämischen Reaktion spielen, ist die Rolle antigen-repräsentierender Zellen, zu denen dendritische Zellen, Monozyten und die Zellen der residenten Mikroglia zählen, weitgehend unklar.

Methodik: Die zeitliche Verteilung und der Aktivierungsstatus von Immunzellen wurde nach temporärer Okklusion der A cerebri media (tMCAO) in der Mause mittels Ganz-Hirn FACS-Analyse untersucht. Antikörper gegen CD3, CD4, CD8, CD45, B220, CD11b, CD11c, NK1.1 dienten der Charakterisierung der Zellpopulationen, während Antikörper gegen CD69, CD25, MHCII, B7–1 and B7–2 als Aktivierungsmarker gewählt wurden.

Ergebnisse: Bereits 6h nach tMCAO wurde ein starker Anstieg dendritischer Zellen ipsilateral aber nicht kontralateral beobachtet, der nach 72h sein Maximum erreichte. Parallel hierzu war nach 12h eine Infiltration durch CD4 und CD8 positive Lymphozyten ipsi- und kontralateral zu beobachten, die nach 72h ihr Maximum erreichte.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der cerebralen Ischämie-Reperfusions-Schädigung ist ein signifikanter Anstieg antigen-repräsentierender Zellen in der ischämischen Hemisphäre zu beobachten. Diese Zellpopulation scheint mit anderen einwandernden inflammatorischen Zellen zu interagieren. Die weitere Charakterisierung der molekularen Mechanismen und deren gezielte Modulation könnte im weiteren wertvolle Einblicke in die Regulation der postischämischen Gewebsreaktion liefern. Diese Analysen eröffnen möglicherweise neue therapeutische Optionen, indem die postischämische Gewebsreaktion in Richtung einer regenerativen und weniger gewebsschädigenden Antwort beeinflusst wird.