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DOI: 10.1055/s-0028-1086652
Charakterisierung des klinischen und morphologischen Phänotyps der Filaminopathie
Einleitung: Mutationen im Filamin C-Gen (FLNC) sind die Ursache für die Filaminopathie, einer neu entdeckten Unterform der myofibrillären Myopathien (MFM). MFM sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von seltenen Muskelerkrankungen, die morphologisch durch fokale Auflösung von Myofibrillen und Proteinaggregationen in Muskelfasern charakterisiert sind. Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung des klinischen und morphologischen Phänotyps der Filaminopathie.
Methoden: Bei 31 Patienten aus vier deutschen Familien wurden klinische, elektrophysiologische, genetische, kardiologische, pneumologische, kernspintomographische, histologische und elektronenmikroskopische Untersuchungen durchgeführt.
Ergebnisse: Bei allen Patienten wurde die gleiche p.W2710X Mutation in FLNC nachgewiesen. Die Haplotypanalysen deuteten auf eine Founder-Mutation in der deutschen Filaminopathie-Kohorte hin. Erste Symptome traten im Durchschnitt im Alter von 44±6 Jahren auf (Spannweite 24–57 Jahre). Die langsam progredienten Paresen waren meist proximal betont, betrafen initial die Beckengürtelmuskulatur und breiteten sich im Verlauf auf die Schultergürtelmuskulatur aus. Eine Beteiligung der Atemmuskulatur wurde häufig beobachtet. Etwa ein Drittel der Patienten zeigte kardiale Auffälligkeiten (u.a. Leitungsblöcke, Linksherzhypertrophie, diastolische Funktionsstörung, Vorhofflimmern). Die CK-Aktivität im Serum war bis zu 10fach erhöht. Kernspintomographisch zeigte sich ein relativ homogenes Muster lipomatöser Veränderungen der Beinmuskulatur, das sich von dem bei anderen MFM-Formen unterscheidet. Die histopathologischen Veränderungen der Muskulatur waren MFM-typisch. In den intrazellulären Proteinaggregaten ließen sich u.a. Filamin C, Desmin, Myotilin, alphaB-Cystallin, Dystrophin und Sarkoglykane nachweisen.
Schlussfolgerungen: 1. Der klinische Phänotyp der Filaminopathie weist Gemeinsamkeiten mit dem Phänotyp der Gliedergürtel-Muskeldystrophien auf. 2. Die Parese der Atemmuskulatur ist eine schwere und häufige Komplikation der Filaminopathie und erfordert regelmäßige pneumologische Verlaufskontrollen. 3. Aufgrund der Hinweise auf eine kardiale Beteiligung sind kardiologische Kontrolluntersuchungen indiziert. 4. Die MRT-Untersuchung der Beinmuskulatur kann hilfreich bei der Abgrenzung gegenüber anderen MFM-Formen sein. 5. Die Filaminopathie lässt sich myopathologisch nicht von anderen MFM-Formen unterscheiden.