Aktuelle Neurologie 2008; 35 - V390
DOI: 10.1055/s-0028-1086650

Diagnostische Bedeutung myohistologischer Untersuchungen bei Patienten mit Mitochondriopathien

P Tacik 1, M Deschauer 1, S Zierz 1
  • 1Halle/S.

Fragestellung: Myohistologische mitochondriale Veränderungen sind typische Zeichen für Mitochondriopathien. Sie können auch unter anderem bei der okulopharyngealen Muskeldystrophie (OPMD), die klinisch einer chronisch progressiven externen Ophthalmoplegie (CPEO) ähnelt, gefunden werden. Ziel dieser Studie ist eine Analyse der diagnostischen Wertigkeit der myohistologischen Untersuchung bei Patienten mit der häufigen Mitochondriopathie CPEO. Zusätzlich werden ausgewählte Patienten mit anderen Mitochondriopathien vorgestellt, um die Bedeutung der molekulargenetischen Diagnostik hervorzuheben.

Methoden: Quantitative Untersuchung myohistologischer mitochondrialer Veränderungen bei Patienten mit folgenden Erkrankungen: CPEO (multiple Deletionen n=10, singuläre Deletionen n=10, 3243A>G Mutationen n=2), anderen mitochondrialen Phänotypen (n=5), OPMD (n=4), ALS (n=6), Einschlusskörpermyositis (IBM, n=6) und 11 gesunden Kontrollen. Färbung von Muskelproben mittels der Cytochrom-c-Oxidase/Succinat-Dehydrogenase (COX/SDH)-Färbung zur Identifizierung COX-negativer Fasern (CNF) und mittels modifizierter Gomori-Trichrom-Färbung (mGT) zum Nachweis von Ragged-Red-Fasern (RRF).

Ergebnisse: CNF waren bei allen CPEO-Patienten gegenüber den Kontrollen vermehrt (Mittel 5,63% gegenüber 0,045%). RRF waren bei 21/22 CPEO-Patienten (Mittel 1,5%) vermehrt. Bei singulären Deletionen war die Anzahl von CNF höher (Mittel 8,0%) als bei multiplen Deletionen (Mittel 2,3%). Bei 4 Patienten mit anderen Mitochondriopathien (Mutation 3243A>G) wurde eine geringe Vermehrung von CNF nachgewiesen (0,3%- 1,5%) und RRF waren auch bei 4 Patienten (Mutation 3243A>G n=3, 8344A>G n=1) nicht zu erkennen. Die eine Patientin mit MERRF-Syndrom (Mutation 8344A>G) wies jedoch eine deutliche Vermehrung der CNF auf. Mitochondriale Veränderungen wurden auch bei Patienten mit OPMD (Mittel CNF 0,59%, RRF 0,58%), ALS (Mittel CNF 0,16%, RRF 0,14%), and IBM (Mittel CNF 3,9%, RRF 0,42%) gesehen.

Schlussfolgerungen:

  • Die COX/SDH-Färbung ist empfindlicher für den Nachweis von mitochondrialen Veränderungen als die modifizierte Gomori-Trichrom-Färbung (Sensitivität bei CPEO 100%).

  • COX-negative Fasern waren häufiger bei singulären Deletionen als bei multiplen Deletionen.

  • Myohistologische mitochondriale Veränderungen sind nicht spezifisch für Mitochondriopathien

  • In einzelnen Fällen mit Mitochondriopathien ohne myohistologische mitochondrialen Veränderungen ist eine molekulargenetische Diagnostik notwendig.