Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0028-1086581
Ist die Notfall-CCT bei Patienten mit TIA indiziert?
Einleitung: Die TIA (transiente ischämische Attacke) ist definiert als komplett reversible neurologische Störung, die weniger als 24 Stunden anhält. Eine Unterscheidung in TIA (Dauer <1 Stunde) und PRIND (prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit) wurde diskutiert. Diese Patienten (Pat.) haben ein deutlich erhöhtes Risiko innerhalb der nächsten Wochen einen Schlaganfall zu bekommen. Häufig wird initial eine kranielle CT (CCT) veranlasst, um nicht-vaskuläre Ursachen auszuschließen.
Material und Methoden: Wir analysierten alle CCT Aufnahmen eines Jahres, weitere Bild-gebende Diagnostik und klinische Angaben inklusive der Dauer der neurologischen Symptome. Fälle, die sich letztendlich als Krampfanfall mit Todd'scher Parese oder als Notfall anderer Ursache (z.B. antikoagulierte Pat. mit Schädel-Hirn-Trauma) herausstellten, wurden ausgeschlossen.
Ergebnisse: Von 3580 CCTs wurden 350 CCTs (9.8%) aufgrund der Fragestellung „TIA“ durchgeführt. Von diesen 350 Fällen wiesen 112 neurologische Defizite auf, die länger als eine Stunde angehalten hatten; diese wurden daher für die weitere Auswertung ausgeschlossen. Weitere 20 Pat. wurden aus den oben genannten Gründen (SHT etc.) ausgeschlossen; weitere 13 Pat. wegen anderer Gründe (z.B. inkomplette Daten). 205 Pat. (5.7%) hatten neurologische Defizite, die nur für eine Stunde angehalten hatten. In 1.9% waren pathologische Befunde in der initialen CCT. Es wurde ein Infarkt diagnostiziert, der sich retrospektiv als Artefakt herausstellte. Ein in hämorrhagische Transformation befindlicher Infarkt wurde diagnostiziert sowie jeweils eine Metastase und ein Meningeom. Von den 200/205 Pat. mit unauffälligem CCT-Befund konnte bei 4 Pat. im Kontroll-MRT ein Infarkt nachgewiesen werden.
Diskussion: Nur in 2.4% aller TIA-Fälle lag ein bildmorphologischer Befund vor, der die TIA-Symptomatik erklären konnte. Nur einer dieser Befunde war jedoch auch retrospektiv in der initialen CCT diagnostizierbar. Eine Blutung konnte nie nachgewiesen werden. Unter Kosten-/Nutzenaspekten und strahlenhygienischen Gründen ist die Durchführung einer Notfall-CT-Untersuchung bei Patienten mit TIA überflüssig, sofern die Symptomatik nur 1 Stunde anhält. Sie wiegt den Behandler zudem in eine falsche Sicherheit. Stattdessen sollte frühzeitig eine suffiziente zerebrovaskuläre Abklärung (z.B. MRT) erfolgen. Zudem stellt sich die Frage, ob eine Unterscheidung in TIA und PRIND unter diesen Gesichtspunkten sinnvoll wäre.