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DOI: 10.1055/s-0028-1086578
Hyperhidrose nach Botulinumtoxininjektion
Fragestellung: Botulinumtoxin (BoNT), das die Exozytose von Acetylcholin aus cholinergen Nervenfasern blockiert, wird regelmäßig in der Therapie von Muskelspasmen eingesetzt, aber zunehmend auch in der Therapie von Hyperhidrosen. In mehreren Arbeiten zeigte sich dabei eine dosisabhängige Reduktion des Schwitzens. In unseren Vorarbeiten fiel jedoch auf, dass diejenigen Patienten, die geringe Dosen Dysport® gespritzt bekamen und bei denen es somit zu keiner kompletten Unterdrückung der Schweißdrüsenfunktion kam, 6 Monate nach Injektion eine deutlich erhöhte Schweißdrüsenkapazität an der Injektionsstelle aufwiesen. Ziel dieser Studie war es daher, festzustellen, ob es nach Injektion geringer Mengen Dysport® zu einer Hyperhidrose kommt.
Methoden: 19 Probanden bekamen in jedes Bein Dysport® in Dosen von 1.25 bis 25 MU (mouse units) subcutan injiziert. 3, 8 und 24 Wochen später wurden anhidrotische sowie hyperhidrotische Areale mittels Minortest bestimmt. Die freigesetzte Schweißmenge wurde mittels quantitativer sensorischer Axonreflextestung (QSART) nach Stimulation mit Acetylcholin 10% quantifiziert.
Ergebnisse: Dysport® in Dosen <5 MU führte zu keinem Zeitpunkt zu einer Reduktion der Schweißfreisetzung, während Dosen von 6.25–15 MU die quantitative Schweißfreisetzung nach 3 und nach 8 Wochen dosisabhängig reduzierten (p<0.05, r -0.62 bzw. p<0.05, r -0.68). Nach 24 Wochen kam es in 16 von 31 Fällen (51.6%) zu einer gesteigerten Schweißfreisetzung im Vergleich zum Ausgangswert (mittlere Steigerung 36%).
Ein anhidrotisches Areal konnte erst ab Dosen >10 MU sicher ausgelöst werden. Ein hyperhidrotisches Areal fand sich nur in 4 von 24 Fällen, wobei sich keine Dosisabhängigkeit zeigte.
Schlussfolgerung: Schon kleine Dosen Dysport® ab 6.25 MU führten zu einer dosisabhängigen Reduktion der quantitativen Schweißfreisetzung und Dosen ab 10 MU zu einem nachweisbaren anhidrotischen Areal. Dieser Effekt hielt in diesen geringen Dosen jedoch nur 8 Wochen an. Nach 24 Wochen waren nur vereinzelt anhidrotische Areale nachweisbar. Nach 24 Wochen scheint es in einigen Fällen zu einer Steigerung der Schweißfreisetzung im Vergleich zum Ausgangswert zu kommen. Dieser Effekt ist nur in manchen Fällen nachweisbar. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Regenerationssupersensitivität.
Unterstützt durch DFG (Bi 579/1, Bi 579/4) und BMBF (DFN-Förderkennzeichen 01EM0506).