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DOI: 10.1055/s-0028-1086571
Vom experimentellen Modell zum Patienten: neue Therapiestrategien bei chronisch-entzündlichen Neuropathien
In den letzten Jahren haben neue Erkenntnisse aus experimentellen Modellen zu einem besseren Verständnis der Immunpathogenese autoimmuner Erkrankungen des peripheren Nervensystems beigetragen. Hierbei erleichtert die Etablierung der Modellerkrankung der experimentellen autoimmunen Neuritis (EAN) in der Maus die Charakterisierung von Suszeptibilitätsfaktoren für Entmarkung und axonalen Schaden. Anhand sog. „knockout“-Modelle lassen sich auf diese Weise Kandidaten wie Neurotrophine oder neurotrophe Zytokine näher untersuchen. Parallel haben Untersuchungen im Tiermodell und auch klinischen Studien die bisherigen therapeutischen Optionen in den letzten Jahren bereits deutlich erweitert. Während die kurzzeitige Wirksamkeit von Steroiden, intravenösen Immunglobulinen (IVIG) und Plasmapherese bereits Eingang in die therapeutischen Leitlinien der chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) gefunden hat, wies die kürzlich abgeschlossene ICE Studie auch einen Behandlungseffekt von IVIG über einen längeren Zeitraum von 24 Wochen nach. Eine zukünftige Alternative zu IVIG könnte die subkutane Gabe von Immunglobulinen (SCIG) über eine programmierbare Pumpe darstellen. Eigene Erfahrungen mit SCIG bei CIDP Patienten zeigen eine gute Verträglichkeit und auch Langzeitwirksamkeit bei einzelnen Patienten. Einen neuen Ansatz beinhaltet die Anwendung des B Zell depletierenden Antikörpers Rituximab, der bisher insbesondere bei autoimmunen Neuropathien mit Nachweis einer monoklonalen Gammopathie vom Typ IgM mit Erfolg eingesetzt werden kann. Weitere Optionen bei der CIDP könnten auch die Behandlung mit dem Sphingosin-1-Phosphat Rezeptor Agonisten FTY720, dem monoklonalen anti-CD52 Antikörper Alemtuzumab oder auch die autologe Transplantation hämatogener Stammzellen darstellen, die jedoch nicht immer von nachhaltigem Erfolg gekrönt ist. Im Gegensatz dazu bleibt die Behandlung bei der multifokalen motorischen Neuropathie (MMN) weiterhin schwierig. Während ein anhaltender Effekt von IVIG in der Dauertherapie der MMN nicht immer gegeben ist, zeigte auch die zusätzliche Behandlung mit Mycophenolatmofetil keine signifikante Wirkung. Dennoch lässt der Erkenntniszuwachs der letzten Jahre für die Zukunft weitere Fortschritte in der Behandlung autoimmuner Neuropathien erwarten, die insbesondere durch randomisierte klinische Studien abgesichert werden müssen.