Aktuelle Neurologie 2008; 35 - M200
DOI: 10.1055/s-0028-1086567

Lumbale Drainage bei posthämorrhagischem Hydrocephalus nach intrazerebraler Blutung mit Ventrikeleinbruch

D Staykov 1, J Bardutzky 1
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Die intraventrikuläre Blutung (IVB) und der akute obstruktive Hydrocephalus (HC) stellen gefürchtete Komplikationen im Rahmen intracerebraler Blutungen (ICB) dar. In der Akutsituation kann die Anlage einer EVD, im weiteren Verlauf eine intraventrikuläre Lysetherapie die Kurzzeit-Mortalität erheblich senken. Häufig entwickeln die Patienten einen malresorptiven HC nach der Wiederherstellung der Kommunikation zwischen den inneren und den äußeren Liquorräumen, vermutlich verursacht durch die im Liquor befindlichen Blutabbauprodukte. Dies macht eine längere extrakorporale Liquordrainage erforderlich, welche aufgrund der steigenden Infektionsgefahr durch die verlängerte EVD-Liegedauer Komplikationen mit sich bringt. Als Langzeit-Folge der IVB kann es außerdem zu einer permanenten Liquorzirkulationsstörung mit der Notwendigkeit einer Shunt-Implantation kommen.

In der Situation eines kommunizierenden HC muss die Liquorableitung nicht zwingend von den inneren Liquorräumen mittels einer EVD erfolgen, sondern kann auch über den Subarachnoidalraum mittels einer lumbalen Drainage (LD) durchgeführt werden.

Wir untersuchten die Auswirkungen der Anwendung lumbaler Drainagen nach ICB mit Ventrikeleinruch. 27 Patienten mit sekundärer intraventrikulärer Blutung und Hydrocephalus occlusus wurden mit EVD und intraventrikulärer Fibrinolyse (IVF) behandelt. Nach Wiederherstellung der Kommunikation zwischen den inneren und den äußeren Liquorräumen wurde ein EVD-Abklemmversuch durchgeführt. Bei Fortbestehen eines malresorptiven HC wurde die extrakorporale Liquordrainage über eine LD fortgeführt. Die ersatzlose Entfernung der LD erfolgte nach Abklemmung und nachfolgender bildgebender Kontrolle.

4 von 27 Patienten entwickelten keinen malresorptiven HC und benötigten keine LD. Die extrakorporale Liquordrainage wurde in der LD-Gruppe bei insgesamt kurzer EVD-Liegedauer (7,2d±2,7d) um ca. 4 Tage verlängert. Dadurch benötigte kein Patient einen EVD-Wechsel. Bei einem Patienten kam es zu einer intraventrikulären Nachblutung im Rahmen der IVF. Ein Patient entwickelte eine katheterassoziierte Meningitis. Bei keinem der Behandelten war eine Shunt-Anlage erforderlich.

Durch die Anwendung der LD kann das Risikoprofil der extrakorporalen Liquordrainage verbessert werden, weiterhin ein EVD-Wechsel mit seinen periprozeduralen Komplikationen vermieden werden. Die frühe Liquorableitung über die LD scheint der Entstehung eines permanenten posthämorrhagischen Hydrocephalus vorzubeugen.