Aktuelle Neurologie 2008; 35 - M174
DOI: 10.1055/s-0028-1086557

Differentialdiagnose bakterielle versus virale Meningitis – Gibt die Messung von GFAP-Messung eine relevante Zusatzinformation?

S Jesse 1, P Steinacker 1, S Lehnert 1, M Sdzuj 1, L Cepek 1, A Papst 1, H Tumani 1, H Schmidt 1, M Otto 1
  • 1Ulm, Göttingen

Hintergrund: Die klinische Differentialdiagnose der bakteriellen versus der viralen Menigitis ist immer problematisch, wenn kein Gram-Präparat vorliegt oder die übrigen Liquorparameter uneindeutig sind.

GFAP wurde im Liquor deutlich erhöht bei der akuten Borrelien-Menigitis beschrieben.

Patienten und Methode: In der von uns durchgeführten Studie untersuchten wir den Wert der Bestimmung von GFAP im Liquor in der Differentialdiagnose bakterielle vs. virale Menigitis bei klinischen Verdachtsfällen im Vergleich zu den bekannten Routineparametern.

Die Liquor- und Serumparameter und Körpertemperatur von 7 Patienten mit kulturell nachgewiesener bakterieller Menigitis (BM) wurde verglichen mit 9 Patienten mit viraler Menigitis (VM), die nicht antibiotisch behandelt wurden. Als zusätzliche Vergleichsgruppe wurden sieben Patienten mit intrazebralen Tumoren gemessen.

Zur Berechung und zum Vergleich wurden Youden-Indices für die diagnostische Sicherheit für GFAP, Zellzahl, Liquorgesamtprotein, Liquorlaktat, Serum CRP, Blut-Leukozytenzahl und Körpertemperatur errechnet.

Ergebnis und Bewertung: GFAP erreicht deutlich bessere Werte für die diagnostische Sicherheit im Vergleich zum Liquor-Laktat. Der Mittelwert des GFAP-Wertes lag 12 mal höher in der Gruppe der BM vs. der VM. In der Gruppe der Tumorpatienten konnten keine erhöhten GFAP-Werte gemessen werden.

Diskussion: GFAP ist ein interessanter Marker für die Diagnose einer bakteriellem Menigits. Hier muss sich an einer größeren Patientenzahl zeigen, ob sich ein zusätzlicher Nutzen im Vergleich zu den etablierten Markern bestätigt, insbesondere bei uneindeutigen Befunden und bei Patienten, die bereits antibiotisch vorbehandelt wurden.