Aktuelle Neurologie 2008; 35 - M113
DOI: 10.1055/s-0028-1086522

Medikamentöse Modulation des motorischen Netzwerkes und des Sprachsystems in der chronischen Phase nach einem Schlaganfall

A Flöel 1, N Rösser 1, S Knecht 1, C Breitenstein 1
  • 1Münster

Fragestellung: Die Rehabilitation motorischer Funktionen nach Schlaganfall durch Physiotherapie führt in der chronischen Phase häufig nur noch zu geringen Verbesserungen. Tierexperimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass eine pharmakologische Neuromodulation den Lernerfolg durch Training steigern kann. In eigenen Arbeiten konnten wir den Erfolg dopaminerger lernfördernder Strategien im motorischen (1) und sprachlichen (2) System bei gesunden Probanden demonstrieren, ebenso wie die Verbesserung des Einspeicherns einer einfachen motorischen Gedächtnisspur bei Schlaganfallpatienten (3).

Methoden: Hier untersuchten wir, ob sich durch eine dopaminerge Medikation auch eine Verbesserung motorischen oder sprachlichen Lernens bei Schlaganfallpatienten erreichen lässt. 20 Patienten mit chronischen motorischen Defiziten wurden in einem gekreuzten, doppelblinden und randomisierten Design mit parallelen Versionen einer impliziten motorischen Fingersequenzaufgabe untersucht, einmal nach 3maliger Gabe von 100mg Levodopa, einmal nach 3maliger Gabe von Placebo. Weiter wurden bisher 8 Patienten mit chronischer Aphasie über 2 Wochen mit einem Sprachtraining trainiert, und erhielten täglich entweder 100mg Levodopa vor dem Training oder Placebo in einem gekreuzten, doppelblinden und randomisierten Design.

Ergebnisse: Wir fanden eine signifikante Verbesserung des impliziten Lernens nach Levodopagabe, verglichen mit dem Lernen nach Placebogabe. Einfache motorische Reaktionszeiten, Aufmerksamkeit und Stimmung waren vergleichbar in den beiden Bedingungen. Der Effekt auf das Lernen war ausgeprägter, wenn die dominante Hand des Patienten vom Schlaganfall betroffen war.

Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass Levodopa in dem hier verwandten Schema erfolgreich als adjuvante Therapien in der Rehabilitation chronischer motorischer Defizite nach Schlaganfall eingesetzt werden kann. Ob dies auch für sprachliche Funktionen zutrifft, wird nach der in den nächsten Wochen (nach 10 Patienten) geplanten Entblindung der Aphasiestudie deutlich werden.

Literatur: [1] Floel, A., Breitenstein, C., et al. (2005). „Dopaminergic influences on formation of a motor memory.“ Ann Neurol 58(1): 121–30. [2] Knecht, S., Breitenstein, C., et al. (2004). „Levodopa: faster and better word learning in normal humans.“ Ann Neurol 56(1): 20–6. [3] Floel, A., Hummel, F., et al. (2005). „Dopaminergic effects on encoding of a motor memory in chronic stroke.“ Neurology 65(3): 472–4.