Aktuelle Neurologie 2008; 35 - V47
DOI: 10.1055/s-0028-1086483

Rekrutierung regulatorischer T-Zellen in den Liquor bei Meningeosis blastomatosa und carcinomatosa

C Jacobi 1, J Haas 1, L Schopp 1, B Storch-Hagenlocher 1, M Hensel 1, B Wildemann 1
  • 1Heidelberg

Hintergrund: Die Bedeutung natürlicher regulatorischer T-Zellen (Treg) in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen wurde in den letzten Jahren zunehmend herausgestellt. Neben der erwünschten Regulation und Suppression von Effektor-T-Zellen bei immunvermittelten Erkrankungen mehren sich Hinweise auf eine unerwünschte Immunsuppression durch Treg bei Neoplasien. Treg exprimieren selektiv die Chemokinrezeptoren CCR4 und CCR8. Die an diese Rezeptoren bindenden Chemokine CCL17 und CCL22 können als Chemoattraktoren dienen.

Fragestellung: Erfolgt bei Meningeosis neoplastica eine selektive Rekrutierung von Treg in das Liquorkompartiment und damit eine Begünstigung der lokalen Tumoraussaat?

Methoden: Analysiert wurden Liquorproben von Patienten mit Meningeosis blastomatosa (MB, n=24), Meningeosis carcinomatosa (MC, n=18) sowie vergleichend Liquorproben von Patienten mit entzündlichen (n=32) und nicht entzündlichen neurologischen Erkrankungen (n=17). Die Anzahl der Treg wurde mittels FACS-Analyse, die Konzentration der Chemokine CCL17 und CCL22 mittels ELISA und die Transmigration peripherer Treg in das Liquorkompartiment mittels Chemotaxisassays und nachfolgender Berechnung des Chemotaxis-Index (CI) bestimmt.

Ergebnisse: Die Anzahl der Treg im Liquor war bei Patienten mit MB (median: 5,1%; range: 2,6%-7,4%; p=.018) und MC (median: 4,5%; range: 2.5%-8.2%; p=.040) im Vergleich zu den Kontrollen (median, 2,8%; range, 0,1%-5,1%) signifikant erhöht. Auch konnte eine positive Korrelation zwischen der Anzahl maligner Zellen und dem Anteil der Treg festgestellt werden. In den Migrationsassays zeigte sich, dass Treg signifikant häufiger in den Liquor von Patienten mit Meningiosis neoplastica übertreten (MB: CI: 3.0+1.2 (p=.008). MC: CI:2.5+1.1 (p=.015)) als in den Liquor von Kontrollpatienten (CI:1.2+0.4). In weiteren Versuchen konnte gezeigt werden, dass dieser Übertritt mit der Konzentration der Chemokine CCL17 und CCL22 korreliert, da nach Blockierung von CCL17 und CCL22 der Übertritt von Treg in den Liquor deutlich abnahm. Die Konzentration der Chemokine CCL17 und CCL22 war im Liquor von Patienten mit MB und MC erhöht, wobei die Serumkonzentrationen sich im Vergleich zu den Kontrollen nicht unterschieden.

Zusammenfassend kann aus den Ergebnissen gefolgert werden, dass es bei Meningeosis neoplastica zu einer spezifischen Rekrutierung von Treg in den Liquor kommt. Diese Milieuveränderung schafft möglicherweise eine Umgebung, die das Überleben maligner Zellen begünstigt.