Rehabilitation (Stuttg)
DOI: 10.1055/a-2641-4843
Originalarbeit

Rechtskreisübergreifendes Gesundheits- und Arbeitscoaching für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und hohem Risiko einer Erwerbsminderung: Ergebnisse einer Prozessevaluation

Cross-sectoral coaching for individuals with health impairments and at high risk of permanent work disability: Results of a process evaluation
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
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Zusammenfassung

Ziel der Studie

Das Gesundheits- und Arbeitscoaching des „Hauses für Gesundheit und Arbeit“ in Hamburg bietet für Menschen mit gefährdeter Erwerbsfähigkeit eine offene Anlaufstelle für eine passgenaue Beratung und Begleitung, unabhängig von Art und Umfang des Bedarfs und der gesetzlichen Zuständigkeit. Das Coaching zielt auf den Erhalt oder die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und die Vorbeugung einer Chronifizierung von Erkrankungen oder drohenden Behinderung ab. Unsere Prozessevaluation untersuchte die Umsetzung der Intervention.

Methodik

Die Daten der Analysen wurden 2021 im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie erhoben. Es wurde eine Fragebogenerhebung zum Start und nach 12 Monaten durchgeführt, um Veränderungen des Gesundheitszustands, der Erwerbsbeteiligung und der Zufriedenheit mit der Intervention zu analysieren. Ebenso fanden leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews mit Akteur*innen und Teilnehmer*innen statt, um die verabreichte und erhaltene Dosis zu analysieren. Wir untersuchten auch die erreichte Population.

Ergebnisse

Von den 145 zur Befragung eingeladenen Teilnehmer*innen füllten 56% den ersten und 28% den zweiten Fragebogen aus. Über 85% der Teilnehmer*innen blieben innerhalb eines Jahres in Beschäftigung. Der Work Ability Score stieg im Durchschnitt um zwei Punkte (p=0,001, n=36). Die Depressions- und Angstwerte verringerten sich signifikant. Die Teilnehmer*innen waren mit allen Interventionsangeboten auf einem hohen Niveau zufrieden. Neun Projektakteur*innen und vier Teilnehmer*innen wurden zur verabreichten und erhaltenen Dosis interviewt. Die Akteur*innen benannten u. a. Angebote, die sich auf die gesundheitliche und soziale Stabilisierung zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit bezogen. Dies sollte durch einen rechtskreisübergreifenden, niedrigschwelligen und koordinierenden Beratungsansatz realisiert werden. Die Teilnehmer*innen benannten die Unterstützung bei der Sicherung ihrer Erwerbsfähigkeit sowie die Möglichkeiten zur beruflichen Neu- und Umorientierung als zentrale Angebote.

Schlussfolgerung

Es wurde eine neue Maßnahme zur Unterstützung von Personen mit gesundheitlicher Einschränkung und gefährdeter beruflicher Teilhabe implementiert. Teilnehmer*innen des Angebots waren zu Beginn des Angebots stark depressiv und ängstlich belastet, jedoch zeigten sich positive Effekte während der Begleitung. Die subjektive Arbeitsfähigkeit der Teilnehmenden verbesserte sich deutlich. Im Coachingverlauf konnte eine weitgehende Sicherung der Erwerbsverhältnisse beobachtet werden. Das Modellvorhaben wird fortgesetzt und durch eine beobachtende Mixed-Methods-Studie bewertet (https://www.hgua-hamburg.de/).

Abstract

Purpose

An innovative case management intervention in the city of Hamburg provides an open facility for individuals at high risk of permanent work disability, offering tailored guidance and support, regardless of the nature and extent of needs and legal jurisdiction. The intervention aims on preserving or restoring employability and preventing chronicity of illnesses or impending disability. Our process evaluation examined the implementation of the intervention.

Methods

Data were collected in 2021 as part of a mixed-methods study. A questionnaire survey was conducted at the start and after 12 months to analyze changes in health status, employment, and satisfaction with the intervention. Additionally, semi-structured, problem-centered interviews were conducted with stakeholders and participants to analyze the dose given and dose received. We also examined the population reached.

Results

Out of 145 eligible participants, 56% completed the initial questionnaire, and 28% successfully filled out the second questionnaire. Over 85% of the participants remained employed within a year. The Work Ability Score increased by an average of two points (p=0.001, n=36). There was a significant decrease in depression and anxiety scores. Participants expressed high satisfaction with all of the intervention components. Nine stakeholders and four participants were interviewed about the dose given and dose received. Stakeholders named services focusing on health and social stabilization to maintain of employability. This was intended to be realized through a cross-sectoral, low-threshold, and coordinating counseling approach. The participants mentioned support to ensure their employability and the opportunities for professional reorientation as offers.

Conclusion

A new intervention was implemented to provide support for individuals with health impairments and at high risk of permanent work disability. Despite high initial levels of depression and anxiety, case management support had a positive impact. The Work Ability Score significantly improved. It was observed that the participants' employment situations were largely stabilized. The project will continue and be evaluated through a mixed-methods observational study (https://www.hgua-hamburg.de/).

Zusätzliches Material



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. Juli 2025

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