physioscience 2025; 21(03): 141-142
DOI: 10.1055/a-2546-4308
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Videotherapie versus Physiotherapie in Präsenz bei Personen mit chronischen Knieschmerzen: eine randomisierte kontrollierte Nichtunterlegenheitsstudie (PEAK)

Telerehabilitation Consultations with a Physiotherapist for Chronic Knee Pain versus in-Person Consultations in Australia: A PEAK Non-inferiority Randomised Controlled TrialContributor(s):
Christian Kopkow
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Zusammenfassung

Hintergrund

Arthrose ist die häufigste chronische Gelenkerkrankung weltweit und eine der führenden Ursachen für körperliche Einschränkungen. Betroffene leiden unter Schmerzen, Steifheit, Funktionsverlust und verminderter Lebensqualität [1] [2] [3]. Bewegungstherapie und Edukation sind zentrale Bestandteile der konservativen Behandlung und werden, ebenso wie Gewichtsreduktion, in internationalen Leitlinien übereinstimmend empfohlen [4] [5].


Physiotherapie per Videokonferenz kann für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder in unterversorgten Regionen eine mögliche Alternative darstellen, um trotz Barrieren Zugang zur Versorgung zu erhalten. Gleichzeitig bestehen jedoch Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit von Videotherapie im Vergleich zur traditionellen Behandlung in Präsenz.

Ziel

Hinman et al. [6] untersuchten daher die Nichtunterlegenheit von Videotherapie im Vergleich zur physiotherapeutischen Behandlung in Präsenz bei Personen mit chronischen Knieschmerzen. Die Studie wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Lancet publiziert und unter dem Akronym PEAK (Physiotherapy Exercise and Physical Activity for Knee Osteoarthritis) bekannt.


Methode

Bei dieser PEAK-Studie handelt es sich um eine randomisiert-kontrollierte Nichtunterlegenheitsstudie, die in Queensland und Victoria, Australien, durchgeführt wurde. Sie wurde im Australian and New Zealand Clinical Trials Registry (ACTRN 12619001240134) registriert und von der Ethikkommission der Universität von Melbourne positiv begutachtet (Referenznummer 1953 585). Ein Studienprotokoll wurde vorab publiziert [7].

In die PEAK-Studie wurden Personen mit chronischen Knieschmerzen eingeschlossen, die den Kriterien für Arthrose des National Institute for Health and Care Excellence entsprachen (Alter ≥ 45 Jahre, aktivitätsbedingte Knieschmerzen und keine Morgensteifigkeit im Gelenk für > 30 Minuten). Weitere Einschlusskriterien umfassten Knieschmerzen seit mehr als 3 Monaten, Knieschmerzen an den meisten Tagen des vergangenen Monats, Schmerzen beim Gehen (numerische Rating Skala (NRS) ≥ 4/11) in der vergangenen Woche, Schwierigkeiten beim Gehen und Treppensteigen, Zugang zu einem Computer mit Internetanschluss und die Möglichkeit, bei Bedarf eine an der Studie beteiligte Physiotherapiepraxis aufzusuchen.

Die Teilnehmenden wurden randomisiert entweder der Videotherapie oder der Physiotherapie in Präsenz zugeteilt. In beiden Gruppen wurden über einen Zeitraum von 3 Monaten 5 Therapieeinheiten durchgeführt, bestehend aus Edukation, Kräftigungsübungen sowie Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität. In den Präsenzeinheiten demonstrierten Physiotherapeut*innen die Übungen, beobachteten die Ausführung und korrigierten diese direkt vor Ort. In der Videotherapie-Gruppe wurden die Übungen hingegen per Videokonferenz (Zoom) gezeigt.

Die primären Outcomes umfassten Schmerz und körperliche Funktion im Follow-Up nach 3 Monaten, die mittels einer 11-stufigen NRS-Skala und des Western Ontario and McMaster University Osteoarthritis Index (WOMAC) erhoben wurden. Weitere Outcomes waren Lebensqualität, körperliche Aktivität, Selbstwirksamkeit und das Auftreten unerwünschter Ereignisse. Auch die Zufriedenheit mit der Behandlung und die Adhärenz in Bezug auf Übungen und Empfehlungen zur körperlichen Aktivität wurden erfasst. Zudem wurden die durchschnittlichen Kosten der Therapieformen in der PEAK-Studie analysiert.


Ergebnisse

Zwischen Dezember 2019 und Juni 2022 wurden 394 Personen in die Studie eingeschlossen, davon 204 Personen in die Präsenz-Gruppe und 190 in die Videotherapie-Gruppe.

Nach 3 Monaten zeigte sich in beiden Gruppen eine Schmerzreduktion und eine Verbesserung der körperlichen Funktion, ohne relevante Unterschiede zwischen den Gruppen. Auch nach 9 Monaten konnten keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden, selbst bei der Analyse der Daten von Personen, die an mindestens 3 der 5 Einheiten teilgenommen hatten. Hinsichtlich der meisten sekundären Outcomes ergaben sich ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Die Teilnehmenden waren insgesamt sehr zufrieden mit der Behandlung und die Adhärenz war in beiden Gruppen vergleichbar. Es konnten keine nennenswerten Unterschiede bei der Anzahl der durchgeführten Übungen oder der Therapietreue zwischen den Gruppen festgestellt werden. Basierend auf den Ergebnissen der PEAK-Studie ist Videotherapie sicher und führt zu keinem Anstieg unerwünschter Ereignisse.


Schlussfolgerungen

Hinman et al. [6] kommen zu dem Schluss, dass Videotherapie bei Personen mit chronischen Knieschmerzen der physiotherapeutischen Behandlung in Präsenz nach 3 Monaten nicht unterlegen ist. Bei Nichtunterlegenheit verursachte die Videotherapie geringere durchschnittliche Kosten und erzeugte mehr QALYs (Quality Adjusted Life Years).




Publication History

Article published online:
14 August 2025

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