Klin Monbl Augenheilkd 2025; 242(05): 570-577
DOI: 10.1055/a-2543-1425
Klinische Studie

Vergleich zweier Operationsmethoden zur Behandlung des Konvergenzexzesses: Y-Spaltung und retroäquatoriale Myopexie des M. rectus medialis

Article in several languages: deutsch | English
Christoph Kalantari
1   Strabologie, Neuroophthalmologie und Kinderaugenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Würzburg, Deutschland
,
Oliver Ehrt
2   Augenheilkunde, Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland
,
Martin M. Nentwich
1   Strabologie, Neuroophthalmologie und Kinderaugenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Würzburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Neben der bilateralen Rücklagerung des M. rectus medialis stehen mit der retroäquatorialen Myopexie nach Cüppers und der Y-Spaltung des M. rectus medialis 2 weitere Operationsverfahren zur Reduktion des Drehmoments zur Verfügung. Ziel dieser Arbeit ist es, die beiden letztgenannten Operationstechniken hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit zu vergleichen.

Methoden Die Daten von 113 konsekutiven Patienten, die sich im Zeitraum Oktober 2006 bis Oktober 2020 an der Universitätsklinik Würzburg zur operativen Behandlung des Konvergenzexzesses vorgestellt haben, wurden retrospektiv ausgewertet. In den Jahren 2006 – 2014 erfolgte bei allen Patienten eine retroäquatoriale Myopexie, während ab 2015 stets eine Y-Spaltung durchgeführt wurde. Die orthoptischen Untersuchungen erfolgten präoperativ, am 1. postoperativen Tag, 4 Monate postoperativ und im längeren postoperativen Verlauf stets unter Vollkorrektur der in Zykloplegie gemessenen Hyperopie. Gemessen wurden die Fern- und Nahschielwinkel im alternierenden Covertest, der Konvergenzexzess und die Komplikationsrate sowie die Notwendigkeit erneuter Operationen.

Ergebnisse Sowohl die retroäquatoriale Myopexie als auch die Y-Spaltung reduzierten in allen postoperativen Kontrollen den Fern- und Nahschielwinkel sowie den Konvergenzexzess jeweils deutlich, ohne dass sich bei der 4-Monats-Kontrolle ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen zeigte (Varianzhomogenitätstest nach Levene [Fernwinkel p = 0,151; Nahwinkel p = 0,114]). Die Häufigkeit intraoperativer Komplikationen und die Notwendigkeit einer erneuten Operation bei Über- und Unterkorrektur waren bei der Y-Spaltung etwas geringer.

Schlussfolgerung Die retroäquatoriale Myopexie wie auch die Y-Spaltung des M. rectus medialis sind für die operative Therapie bei Konvergenzexzess geeignete Operationsverfahren. Die Y-Spaltung scheint aufgrund der fehlenden retroäquatorialen Fixation intraoperativ sicherer durchführbar und leichter erlernbar und damit mit weniger Komplikationen verbunden zu sein. Eine möglicherweise schwierigere Revisionsmöglichkeit im Falle eines Verlusts der Informationen zur Y-Spaltungstechnik sollte jedoch berücksichtigt und eine schriftliche Dokumentation dazu mitgegeben werden.

Fazitbox

Bereits bekannt:

  • Die retroäquatoriale Myopexie nach Cüppers und die Y-Spaltung des M. rectus medialis sind 2 Operationsverfahren zur Reduktion des Drehmoments und eignen sich zur Behandlung des Konvergenzexzesses.

Neu beschrieben:

  • Beide Operationsverfahren bestätigten bei der Therapie des Konvergenzexzesses gute Erfolge ohne statistisch signifikanten Unterschied.

Conclusion Box

Already known:

  • Cüppersʼ retroequatorial myopexy and Y-splitting of the medial rectus muscle are two surgical procedures for torque reduction and are suitable for the treatment of convergence excess.

Newly described:

  • Both surgical procedures confirmed good results with no statistically significant difference in the treatment of convergence excess.



Publication History

Received: 04 June 2022

Accepted: 16 February 2025

Article published online:
21 May 2025

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