Zusammenfassung
Die primäre Hyperoxalurie (PH) umfasst 3 genetisch bedingte Stoffwechselerkrankungen
(Typ 1, 2 und 3),
die durch autosomal-rezessiv vererbte Enzymdefekte im Glyoxylatstoffwechsel verursacht
werden. Der daraus
resultierende Überschuss an Kalziumoxalat führt zu Nierensteinen, Nierenverkalkung
und systemischen
Organschäden. Insbesondere PH1, die schwerste Form, ist durch einen Mangel an
Alanin-Glyoxylat-Aminotransferase (AGT) gekennzeichnet. Die Lebertransplantation stellt
die einzige
kausale Therapieoption für die primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1) dar. Lumasiran und
Nedosiran sind
RNAi-Therapeutika (RNAi: RNA-Interferenz), die zu einer Depletion des Substrats für
die Oxalatsynthese
führen und damit die Oxalatproduktion signifikant reduzieren. Diese neuen Medikamente
führen zu einer
signifikanten Reduktion der Oxalatspiegel in Urin und Plasma, wobei die Oxalatspiegel
im Urin bei den
meisten Patienten normale oder nahezu normale Werte erreichen, wodurch die Entstehung
oder das
Fortschreiten von schweren und lebensbedrohlichen Komplikationen hoffentlich dauerhaft
verhindert werden
kann. Es stellt sich nun die Frage, ob PH1-Patienten in Zukunft weiterhin kurativ
einer
Lebertransplantation unterzogen werden müssen oder ob eine RNAi-Therapie ausreicht.
Dieser Artikel
beleuchtet die innovativen Therapieansätze mit besonderem Fokus auf die zukünftige
Rolle der
Lebertransplantation als kurative Maßnahme.