Zusammenfassung
Chronische Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind ein häufiges Krankheitsbild,
bei dem
Stressfaktoren eine bedeutsame Rolle spielen. Aus der empirischen Literatur ergibt
sich, dass die
Stressbelastung bei Jugendlichen erhöht ist, sie aber gleichzeitig nur über sehr eingeschränkte
Fertigkeiten zur Bewältigung von Stresssituationen verfügen. In der vorliegenden Arbeit
wurde in einer
kontrollierten Querschnittsstudie überprüft, welche Unterschiede sich beim Vergleich
von Mädchen mit
chronischen Kopfschmerzen mit einer Kontrollgruppe bezüglich Stressbelastung und Stressbewältigung
zeigen. Mit multiplen linearen Regressionsanalysen wurde geprüft, welche Variablen
die Stressbelastung
auf körperlicher und psychischer Ebene beeinflussen. Es wurden insgesamt 148 Mädchen
untersucht im
Altersbereich von 13–17 Jahren. Stressbelastung und Stressbewältigung wurden mit dem
Fragebogen zur
Erhebung von Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (SSKJ 3–8) gemessen.
Speichelproben
zur Bestimmung von Kortisol wurden zu Hause nach dem Aufwachen gesammelt. Die Ergebnisse
belegen eine
höhere Stressbelastung der Mädchen mit Kopfschmerzen auf körperlicher und psychischer
Ebene und eine
größere Empfindlichkeit für die Wahrnehmung einer Situation als stressbezogen. Die
Stressbewältigungsstrategien waren signifikant ungünstiger. Spezifisch für die Mädchen
mit Kopfschmerzen
fand sich eine erhöhte Kortisolsekretion nach dem Aufwachen. 25 % des Stresserlebens
auf körperlicher
Ebene (z. B. Schwindelgefühle, Magenbeschwerden, Muskelverspannungen) konnten statistisch
erklärt werden,
wobei ängstliche Kinder die körperlichen Beschwerden deutlicher erlebten. 47 % des
Stresserlebens auf
psychischer Ebene (z. B. Unruhe, Besorgnis, Hilflosigkeit) konnten statistisch erklärt
werden, wobei
ängstliche Kinder und jene mit häufigen Stimmungsschwankungen diese Beeinträchtigungen
deutlicher
erlebten.
Abstract
Chronic headache in adolescents is frequent, and stress may play an important role.
The empirical
literature suggests that stress load of headache sufferers is increased, but stress
coping is limited.
The present study investigated in a controlled design on a cross-sectional basis the
differences between
girls with chronic headache and controls with regard to stress load and stress coping.
Furthermore,
psychopathological characteristics such as anxiety and depression were measured and
a biological
indicator for chronic stress (the cortisol awakening response) was obtained. Multiple
linear regression
was used to identify variables that have an influence on physical and psychological
stress load. 148
girls were investigated. Stress load and stress coping was measured by the Questionnaire
for the
Measurement Stress and Coping in Children and Adolescents (SSKJ 3–8). Saliva samples
were collected at
home after awakening. Girls with headache had a higher stress load and a higher stress
vulnerability, but
significant deficits in stress coping. The cortisol awakening response was increased
specifically for
girls with headache. The results show a higher physiological as well as psychological
stress load for the
girls with headache and a higher stress vulnerability. Coping strategies were more
inadequate.
Physiological stress load could be mainly predicted by anxiety symptoms. Psychological
stress load was
influenced by anxiety and depression and furthermore by destructive stress coping.
Schlüsselwörter
Kopfschmerz - jugendliche Mädchen - Stress - Stressbewältigung - Angst - Depression
Key words
Headache - Adolescent Girls - Stress - Stress Coping - Anxiety - Depression