Klin Monbl Augenheilkd
DOI: 10.1055/a-2427-3556
Experimentelle Studie

„Supervised Automated Kinetic Perimetry“ (SAKP) mit simulierten Gesichtsfelddaten – Vorstellung einer neuen Untersuchungstechnik

Artikel in mehreren Sprachen: deutsch | English
Ulrich Schiefer
1   Zentrum für Optische Technologien (ZOT), Hochschule Aalen, Deutschland
2   Department für Augenheilkunde, Medizinische Fakultät, Eberhard-Karls-Universität, Tübingen
,
Michael Wörner
3   Blickshift GmbH, Stuttgart, Deutschland
,
Ditta Zobor
4   Department für Augenheilkunde, Semmelweis Universität, Budapest, Ungarn
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Zusammenfassung

Hintergrund Entwicklung, Optimierung, Training und Evaluation eines Algorithmus zur Durchführung der Supervised Automated Kinetic Perimetry (SAKP) unter Verwendung digitalisierter, simulierter perimetrischer Daten.

Methoden Der ursprüngliche SAKP-Algorithmus basierte auf den Ergebnissen einer multizentrischen Normwertstudie unter Verwendung der halbautomatischen kinetischen Perimetrie (SKP) und einer in Japan entwickelten automatisierten Untersuchungsmethode mit bewegten Messmarken („Program K“), welche die äußeren Winkel von Isopterensegmenten auswertete und auf Abweichungen von erwarteten Werten mit dort platzierten Untersuchungsvektoren zur Vermessung der GF-Außengrenzen (GF: Gesichtsfeld) reagierte. Diese Vorgehensweise wurde ergänzt durch spezielle Interpolationsverfahren zur Erstellung individueller 3-D-Sehhügel und sog. lokaler „Sondiervektoren“ zur Optimierung der Exzentrizität der Vektorursprünge. Dieser Algorithmus wurde iterativ für 7 repräsentative digitalisierte 3-dimensionale GF-Befunde aus 5 typischen Klassen trainiert und sukzessiv optimiert: (1) normales GF, (2) zentrales Skotom, (3) konzentrische GF-Konstriktion, (4) retinale nervenfaserbedingte GF-Defekte (= GFD) und (5) GFD mit Respektierung des vertikalen Meridians. Der optimierte SAKP-Algorithmus wurde anschließend auf einen neuen Satz von 20 3-dimensionalen GF-Befunden unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Schweregrades angewendet. Die primären Zielgrößen waren die Übereinstimmung zwischen dem tatsächlichen und dem bewerteten GF, ausgedrückt als Genauigkeit (A), d. h. das Verhältnis zwischen der Fläche der korrekten Vorhersagen und der gesamten (berücksichtigten) Fläche der Vorhersagen (von 0 = schlechteste bis 1 = beste) sowie die Untersuchungsdauer (T). Die Ergebnisse sind als Median (und Interquartilsbereich) angegeben. Die Robustheit der Prüfung wurde auch durch Variation der individuellen Fehlerquote (ER) und der Fehlergröße (EM) überprüft.

Ergebnisse Median und Interquartilsbereich (= IQR, in Klammern angegeben) für die Gesamtheit der 20 repräsentativen GF waren 0,93 (0,02) für A bzw. 7,0 min (5,2 min) für T. A war am besten im Fall altitudinaler GFD und GFD mit hemianopem Charakter mit makularer Aussparung jeweils 0,98) und am schlechtesten im Fall superiorer keilförmiger GFD (0,78); T war am kürzesten im Fall der Verschiebung des blinden Flecks (3,9 min) und am längsten im Fall der GFD mit hemianopem Charakter und makularer Aussparung bei erhaltener temporaler Sichel (12,1 min). Die ER und EM (jeweils bis zu 30%) hatten einen vergleichsweise geringen Einfluss auf A bzw. T.

Schlussfolgerung Der hier vorgestellte SAKP-Algorithmus erreicht – bei akzeptablen Untersuchungszeiten – einen vergleichsweise hohen Grad an Genauigkeit und Robustheit in Bezug auf die tatsächlichen, simulierten Gesichtsfelddaten. Die Anwendung dieses Algorithmus auf reale Patientenuntersuchungen unter klinischen Bedingungen ist derzeit in Vorbereitung.

Fazit
  • Eine Automatisierung und damit Standardisierung kinetischer Perimetrieverfahren ist möglich und lässt sich erfolgreich auf repräsentative, simulierte Gesichtsfeldausfälle anwenden.

  • Unter Verwendung von Schnitt- und Vereinigungsmengen von ermittelten und vorgegebenen/simulierten Gesichtsfeldbefunden lässt sich die Güte („Accuracy“) des Verfahrens nachvollziehbar quantifizieren.

  • Ein Vergleich des automatisierten Perimetriealgorithmus unter klinischen Bedingungen mit konventionellen manuell-kinetischen Verfahren ist in Vorbereitung.

Conclusion
  • Automation and therefore standardisation in kinetic perimetry procedures is possible and can be applied successfully to representative simulated visual field defects.

  • The accuracy of the procedure may be quantified in a comprehensible manner by using intersection and union sets from (determined and predefined/simulated) visual field results.

  • A comparison between an automated perimetry algorithm under clinical conditions against conventional manual kinetic methods is in preparation.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 13. Juni 2024

Angenommen: 23. September 2024

Artikel online veröffentlicht:
06. Dezember 2024

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