Zusammenfassung
Die Riesenzellarteriitis (RZA) ist die häufigste primäre Vaskulitis und geht mit potenziell
bilateraler Erblindungsgefahr einher. Weder klinisch noch laborchemisch gibt es einen
einfachen und eindeutigen Beweis für diese Erkrankung, die i. d. R. eine schnelle
und sichere Diagnose und Therapie erfordert. Bei folgenden Augensymptomen sollte der
Augenarzt an eine RZA denken: Sehverschlechterung oder Gesichtsfeldausfälle, vorübergehende
Sehstörungen (Amaurosis fugax), Doppelbilder, Augenschmerzen sowie neu aufgetretene
Kopf- oder Kauschmerzen. Es sollte umgehend eine augenärztliche Untersuchung mit Spaltlampe,
Ophthalmoskopie und Gesichtsfeld sowie eine Farbduplexsonografie der A. temporalis
erfolgen. Bei hinreichendem klinischem Verdacht auf RZA sollte unverzüglich unter
Kortisontherapie eine zeitnahe Vorstellung beim Rheumatologen/Internisten und ggf.
eine Temporalarterienbiospie organisiert werden. Zahlreiche Entwicklungen der modernen
Bildgebung mit Farb-Duplex-Sonografie,
MRT und PET-CT können mit der klassischen, bewährten Biopsie einer Temporalarterie
konkurrieren. Eine frühzeitige Bestimmung von BSG und CRP kann die RZA-Diagnose untermauern.
Therapeutisch kann eine steroidersetzende bzw. steroidreduzierende Immunsuppression
mit IL-6-Blockade oder Methotrexat erwogen werden. Diese Entwicklungen haben zu einer
Überarbeitung sowohl der Klassifikationskriterien als auch der Diagnostik- und Therapieempfehlungen
von American College of Rheumatologists und European League against Rheumatism geführt,
die hier für die Augenheilkunde zusammengestellt sind.
Schlüsselwörter
Riesenzellarteriitis - AION - Duplexsonografie - EULAR - MRT