Rofo 2024; 196(06): 607-612
DOI: 10.1055/a-2206-5741
Technical Innovations

Radiologie trifft Archäologie: Restaurierung und 3D-Druck anhand von CT-Daten

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Emilia Frohwerk
1   Inst. of Medical Physics, University of Applied Sciences Gießen, Gießen, Germany
2   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, Philipps University of Marburg, Germany
,
Anna-Marie Dürr
3   Prehistoric seminar, Philipps University of Marburg, Germany
,
1   Inst. of Medical Physics, University of Applied Sciences Gießen, Gießen, Germany
,
Nils Zöller
1   Inst. of Medical Physics, University of Applied Sciences Gießen, Gießen, Germany
,
Andreas H. Mahnken
2   Department of Diagnostic and Interventional Radiology, Philipps University of Marburg, Germany
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Ziel Archäologische Funde werden oft am Fundort als Block geborgen, da stark poröse Materialen, instabile und stark zerfallene Objekte nicht immer unbeschädigt freigelegt werden können oder Zeit und Ressourcen für eine klassische Freilegung fehlen. Daher sollte die klinische Computertomografie (CT) kombiniert mit frei verfügbaren Softwarelösungen als eine einfache und schnelle Methode zur Darstellung und Analyse archäologischer Funde als Alternative zur zeitaufwändigen Restaurierung erprobt werden.

Material und Methoden Exemplarisch wurde aus einer Blockbergung ein Block mit einem Schildbuckel ausgewählt und mittels CT untersucht. Mit der frei verfügbaren Software 3D-Slicer (https://www.slicer.org/) wurden Schildbuckel und -fessel in der umgebenden Erde mit unterschiedlichen Werkzeugen segmentiert. Anschließend wurden diese mit Meshmixer (Autodesk Inc., San Francisco, CA) digital rekonstruiert und restauriert. Auf Basis des rekonstruierten Modells des Schildbuckels wurde ein 3D-Druck erzeugt.

Ergebnisse Die einzelnen Schritte CT-Untersuchung der Blockbergung, Segmentierung, Rekonstruktion und 3D-Druck wurden erfolgreich durchgeführt. Anhand der restaurierten Bruchstücke des Fundes konnte eine Datierung des Objekts vorgenommen und erste Eigenschaften des Fundes zerstörungsfrei ohne klassische Restaurierung ermittelt werden.

Schlussfolgerung Radiologische Schnittbildgebung kombiniert mit digitaler Rekonstruktion und 3D-Druck ermöglichen es, bereits vor der Freilegung und zeitaufwändigen Restaurierung entscheidende Eigenschaften des Fundstückes zu ermitteln. Damit ergeben sich neue Chancen der Kooperation zwischen Radiologie und Archäologie für die Befundung und Untersuchung archäologischer Fundstücke.

Kernaussagen

  • Die Übertragung medizinischer Technik, digitaler Bildverarbeitung und des 3D-Drucks auf die Archäologie konnte gezeigt werden.

  • Die digitale Restaurierung und Rekonstruktion archäologischer Funde anhand von CT-Aufnahmen ist möglich.

  • Die medizinische Bildgebung kann einen bedeutenden Beitrag zur Funduntersuchung und Rekonstruktion in der Archäologie liefern.

Zitierweise

  • Frohwerk E, Dürr A, Fiebich M et al. Radiology meets archaeology: digital restoration and 3D printing using CT data. Fortschr Röntgenstr 2024; 196: 607 – 612



Publikationsverlauf

Eingereicht: 29. Juni 2023

Angenommen: 15. Oktober 2023

Artikel online veröffentlicht:
11. Dezember 2023

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Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
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