Neurologie up2date 2024; 07(04): 361-377
DOI: 10.1055/a-2133-1668
Bewegungsstörungen

Update Amyotrophe Lateralsklerose – Diagnostik und Therapie

Bogdan Bjelica
,
Susanne Petri
,
Camilla Wohnrade
Preview

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist die häufigste Motoneuronerkrankung mit Beginn im Erwachsenenalter. Trotz fortschreitender Entschlüsselung der molekularen Pathogenese sind verlaufsmodifizierende Therapieoptionen bei der sporadischen ALS bisher begrenzt, für einige genetische Formen gibt es jedoch äußerst vielversprechende neue Ansätze. Eine multidisziplinäre symptomatische Behandlung kann wesentlich zum Erhalt der Lebensqualität beitragen.

Kernaussagen
  • Die ALS ist mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 1:400 die häufigste Motoneuronerkrankung mit Beginn im Erwachsenenalter.

  • Die Ätiologie der ALS ist bislang nicht gut verstanden, verschiedene genetische Risikovarianten scheinen in einem komplexen Zusammenspiel mit nur teilweise bekannten Umweltfaktoren zu interagieren.

  • Das histopathologische Kernmerkmal der ALS ist das Absterben der 1. und 2. Motoneurone, in deren Zytoplasma sich pathologische Proteinaggregate (meist TDP-43) finden.

  • Die ALS stellt ein Krankheitsspektrum dar, welches unterschiedliche Phänotypen und Verlaufsformen einschließt. Der typische klinische Befund einer „klassischen ALS“ sind fokal beginnende, sich kontinuierlich ausbreitende Zeichen des 1. und 2. Motoneurons.

  • Es gibt keine spezifischen Biomarker, die ALS ist weiterhin eine klinische Ausschlussdiagnose unter Berücksichtigung relevanter Differenzialdiagnosen. In der Praxis können die Gold-Coast-Kriterien die Diagnosestellung unterstützen.

  • Erhöhte Neurofilamentkonzentration in Liquor und Serum sind sensitive Marker des Ausmaßes der neuroaxonalen Schädigung.

  • Die ALS ist nicht heilbar. Neben Riluzol, welches den Krankheitsverlauf bei ALS verzögern kann, sind die multidisziplinäre Behandlung der Symptome und die Versorgung mit Hilfsmitteln von zentraler Bedeutung.

  • Als erster gentherapeutischer Therapieansatz wurde das Antisense-Oligonukleotid Tofersen in den USA und in Europa zur Therapie der SOD1-assoziierten ALS zugelassen.

  • Neben der Identifikation von neuen Substanzen wird intensiv an einer Verbesserung des Designs von klinischen Studien gearbeitet und an geeigneten klinischen Verlaufs- und Biomarkern geforscht.



Publication History

Article published online:
03 December 2024

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