Rofo 2024; 196(03): 254-261
DOI: 10.1055/a-2130-3162
Review

Forensische Diagnostik des Skelettalters bei Lebenden – Hintergründe und Methodik

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Daniel Wittschieber
1   Institute of Forensic Medicine, University Hospital Bonn, Germany
,
Maria Luise Hahnemann
2   Department of Neuroradiology, University Hospital Bonn, Bonn, Germany
,
Hans-Joachim Mentzel
3   Institute of Diagnostic and Interventional Radiology, Section of Pediatric Radiology, Jena University Hospital, Jena, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Die von staatlichen Institutionen angeforderten Gutachten zur Forensischen Altersdiagnostik dienen dem Nachweis des Überschreitens juristisch relevanter Altersgrenzen, vor allem des vollendeten 18. Lebensjahrs. Gemäß den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik (AGFAD) erfordert dies unter anderem eine Bestimmung des Skelettalters.

Methode Unter Berücksichtigung des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes werden die derzeitigen Rahmenbedingungen und etablierten Methoden der Skelettaltersdiagnostik dargestellt. Ergänzend werden der Einfluss von Ethnie und sozioökonomischem Status, Fragen der Indikationsstellung, strahlenschutzrechtliche Aspekte sowie alternative und zukünftige Entwicklungen beleuchtet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Im Rahmen der Forensischen Altersdiagnostik sind zur Skelettaltersbestimmung vor allem die Handradiographie und die Dünnschicht-CT-Untersuchung der medialen Claviculaepiphysen relevant. Dafür werden zumeist die Atlasmethode nach Greulich u. Pyle (1959) bzw. die Schlüsselbeinstadien nach Schmeling et al. (2004) und Kellinghaus et al. (2010) angewandt. Dieses auf einer sehr soliden Datenbasis beruhende Methodenspektrum könnte in Zukunft möglicherweise durch MRT-Untersuchungen des Kniegelenks ergänzt werden.

Kernaussagen:

  • Die Skelettaltersbestimmung ist essenzieller Bestandteil der von Behörden und Gerichten beauftragten Forensischen Altersdiagnostik.

  • Handradiographie und CT-Untersuchung der medialen Claviculaepiphysen bilden den Kern des von der Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik (AGFAD) empfohlenen Methodenspektrums zur Evaluierung des Skelettalters.

  • Da es sich bei den für die Forensische Altersdiagnostik erforderlichen Röntgenuntersuchungen nicht um medizinisch indizierte Untersuchungen handelt, ist im Rahmen der Gutachtenbeauftragung darauf zu achten, dass die im jeweiligen Fall anzuwendende gesetzliche Ermächtigungsgrundlage konkret benannt wird.

  • MRT-Untersuchungen des Kniegelenks könnten in naher Zukunft möglicherweise das Methodenspektrum erweitern.

Zitierweise

  • Wittschieber D, Hahnemann ML, Mentzel H. Forensic Diagnostics of the Skeletal Age in the Living – Backgrounds and Methodology. Fortschr Röntgenstr 2024; 196: 254 – 261



Publikationsverlauf

Eingereicht: 04. Januar 2023

Angenommen: 04. Juli 2023

Artikel online veröffentlicht:
12. September 2023

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