Laryngorhinootologie 2023; 102(03): 217-221
DOI: 10.1055/a-2019-0940
Gutachten und Recht

HNO-Begutachtung bei peripheren Vestibulopathien. Teil 1

Leif Erik Walther
1   HNO-Gemeinschaftspraxis, Main-Taunus-Zentrum, Sulzbach (Taunus)
,
Tilman Brusis
2   Institut für Begutachtung, Köln
,
Eberhard Meister
3   Institut für Begutachtung, Leipzig
,
Alexander Blödow
4   Universitäts-HNO-Klinik, Halle
5   HNO-Klinik Helios Klinikum, Pirna
› Author Affiliations

Einleitung

Die Weiterentwicklung der medizinischen Lehrmeinung erfordert eine regelmäßige Standortbestimmung und Neubewertung der bisherigen Auffassungen in der Begutachtung. Für das Fachgebiet der HNO-Heilkunde trifft das in Analogie zu Hörstörungen (z.B. Königsteiner Empfehlung [1]) auch auf periphere Vestibulopathien zu. Aufgrund von Fortschritten in der Diagnostik, der Klassifikation und Diagnosestellung von Schwindelsyndromen ist eine wissenschaftlich begründete Überarbeitung der Begutachtungskriterien für periphere vestibuläre Störungen notwendig. Bisherige Bewertungsmaßstäbe orientieren sich am Symptom „Schwindel“ sowie überwiegend an subjektiven Parametern. Periphere Vestibulopathien können heute präzise mit objektiven Methoden quantitativ seiten- und sensorspezifisch diagnostiziert werden. Damit kann sich der HNO-Gutachter auf der Basis objektiver Untersuchungsergebnisse und anhand neuer Diagnosekriterien (z.B. Bárány-Konsensusdokumente [2]) auf eine Störung (Gesundheitsschaden) in seinem Fachgebiet beziehen und diese eindeutig einer international klassifizierten Diagnose nach ICD zuordnen. Diese diagnostische Präzision und Objektivität erleichtern auch dem Auftraggeber die Wahrheitsfindung im Rechtskontext deutlich, da die Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Funktionsstörung nicht mehr überwiegend auf subjektiven Bewertungen und Testmethoden basiert.



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Article published online:
01 March 2023

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